Samstag, 30. Mai 2015

Planlos durch Europa - Prolog

Hier soll in gar nicht allzu ferner Zukunft ein Blog über eine vollkommen flexible Reise mit dem Motorrad durch noch genauer zu spezifizierende Länder Europas entstehen.
Nachdem ich jetzt in den letzten fünf Jahren mein bestes Getan habe, um die Wahrscheinlichkeit einer Hartz IV-Zukunft nach bestem Wissen und Gewissen zu reduzieren, bin ich der Meinung, dass es jetzt an der Zeit ist, die Zivilisation mal eine Weile hinter mir zu lassen. Fünf Jahre am Stück studieren und arbeiten sollten erstmal genug Beitrag für das Bruttosozialprodukt gewesen sein, sodass ich kein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mich jetzt mal eine Zeit lang verabschiede.
Wichtigste Gefährtin soll dabei mein motorisiertes Zweirad werden, das mich während dieser Reise hoffentlich anstandslos auf ihrem Rücken dulden wird und mit der Zuverlässigkeit eines pakistanischen Maulesels für Vortrieb sorgen wird.
Dabei handelt es sich um kein geringeres Moped als eine Honda XL 600 V aka Honda PD06 aka Honda Transalp. Wenn es unter Motorrädern Drogenparties und Alkoholexzesse gäbe, wäre ich sicher, dass mein Exemplar große Teile seines mittlerweile 26 jährigen Lebens genau damit verbracht hat. Darauf ließe zumindest ihr Äußeres schließen. Elementar wichtiger Bestandteil dieses Gefährtes sind mittlerweile Kabelbinder und Panzerband und der Lack sieht aus wie die ersten Gehversuche einer 10-jährigen mit Nagellack. Aber dahinter steht durchaus Kalkül. Menschen die mit einem weniger ansprechenden Äußeren sind stets gezwungen, das mit inneren Werten zu kompensieren. Meine Hoffnung ist daher, dass auch mein Motorrad aus Dankbarkeit dafür, dass ich über ihre optische Unzulänglichkeit hinwegsehe, treue Dienste leisten wird.

Der Modus operandi für diese Tour ist relativ schnell zusammengefasst: Mitte Juni aufs Moped steigen, Ende September vom Moped steigen und in der Zwischenzeit so viel von der Welt sehen wie möglich. Neben diesem relativ schnell einleuchtenden primären Ziel, habe ich mir die Freiheit genommen, weitere mögliche sekundäre Ziele zu setzen. Darunter fällt beispielsweise: am Leben bleiben, nicht ausgeraubt / überfallen / entführt werden, nicht unnötig viele Insekten mit meinem Helm Visier zerschmettern (ist nicht gut fürs Karma und den Durchblick), so wenig Geld ausgeben wie möglich und einen Yeti sehen (optional finnischer Bergtroll, aber das wäre dann schon eher ein tertiäres Ziel).
Nicht ganz unwesentliches Element ist daher auch, kein Gebrauch von käuflich zu erwerbenden Schlafplätzen in irgendeiner Form zu machen. Geschlafen wird ganz oldschool mit Isomatte und Schlafsack da wo ich halt abends dann grade so bin. Ich sehe ein, dass diese Herangehensweise in Osteuropa unter Umständen eine Angst-Therapie erfordern könnte, deren Kosten die potentiellen Hotelkosten dort um Längen übersteigen könnten, aber es geht auch ein bisschen (oder sogar ziemlich) ums Prinzip. Die entsprechende Ausrüstung für so einen Trip habe ich glücklicherweise schon zusammen und werde in einem neuerlichen Post sicherlich einmal genauer darauf eingehen, was man alles so dabei haben sollte, wenn eine derartige Tour vorhat. Nicht zuletzt ist dieser Blog auch dazu gedacht, dass Leute mit einer ähnlichen Idee hier von meinen (unweigerlich zahlreich auftrtenden) Fehlern lernen können.
Dann also bis zum nächsten Mal!