Dienstag, 19. April 2022

Campwechsel - oder - Frühstück mit Nashörnern

Nach jetzt zehn Tagen im Selati Camp geht es heute auf die Reise Richtung Mashutu in Botswana.
Die letzten Tage hatten wir vor allem mit dem Wetter zu kämpfen - es regnete hier Hyänen und Leoparden. Einerseits stellt uns das vor das Problem dass wir mit den offenen Autos pitsche patsche nass werden und andererseits sehen die Straßen hier nach einigen Tagen aus wie in Rheinland-Pfalz.
Nichtsdestotrotz ist ein wenig regen gar nicht so schlecht denn bei dem kühlen Wetter kommen einige Tiere heraus, die sich in der prallen Sonne nicht so wohl fühlen. Außerdem spült der Regen die Duftmarken der Reviermarkierung weg, sodass nach einem guten Guss die Chancen steigen, auch Mal einen Leoparden oder ein Nashorn zu sehen.
Das einzige was wir nach den ersten Regentagen gesehen haben war allerdings eine Leoparden-Schildkröte die sich Grade über die Straße robbte und in Sachen Eleganz konnte sie nicht ganz mit der Großkatze mithalten.
Ein neues Erfahrung waren die Nachtfahrten, die vom Lehrplan vorgesehen waren. Dabei hat man die Gelegenheit, Tiere zu sehen die sich tagsüber nicht aus ihrem Versteck wagen. Insbesondere ein Erdferkel oder ein Pangulin wären eine willkommene Sichtung gewesen. Wer sich unter Pangulin nichts vorstellen kann - das ist ein Schuppentier, das aussieht wie eine laufende Käsereibe und (Fun-Fact!) das am häufigsten geschmuggelte Tier der Welt ist.
Leider bekamen wir nichts davon zu Gesicht, hatten aber Glück eine Elefantenherde bei Nacht zu erwischen. Ein riesen Haufen Dickhäuter, die bei Mondlicht größere Mengen Hartholz inhalieren ist sowohl akustisch als auch optisch ein besonderes Erlebnis. Und als Krönung war eine Elefantenmutter mit einem Neugeborenen dabei, derzei Guide schätze ihn auf weniger als einen Monat alt. Dafür hat er sich aber ganz tapfer geschlagen und ist mit der Herde mit marschiert. Fotos machen war bei der Dunkelheit leider hoffnungslos. Ersatzweise könnte ich ein Foto einer heute morgen vorbei spazierten Giraffe anbieten:

 
Abends gab es dann eine einheimische Spezialität als Abendessen: Mopani-Würmer


 Der Mopani-Baum wird von Tieren für den hohen Eiweißgehalt seiner Blätter geschätzt und dient unter anderem Elefanten als beliebte Nahrung. Auch die Mopani-Würmer, die Larve einer Mottenart fühlen sich dort wohl und die Einheimischen nutzen sie als eine der bevorzugten Eiweißquellen. Der Geschmack war interessant und erinnerte an Shrimps oder Garnelen, also eigentlich gar nicht so schlecht.

Heute ist dann umziehen angesagt - wir mussten unser Zelt leer räumen und es geht in Richtung Botswana. Das Camp werden wir alle vemissen - die Camp Managerin nicht unbedingt. Von ihrer Art her erinnert sie eine jüngere Version der Figur Dolores Umbridge von Harry Potter. Sie führte ein strenges Regiment im Camp und das bedeutet unter anderem dass pro Person und Abend maximal 2 Bier pro Person ausgehändigt werden, eine  Einschränkung meiner Autonomie die ich glaube ich bei einer Konfirmanden-Freizeit das letzte Mal hinnehmen musste.
Heute morgen stellte sich dann heraus, dass der Busfahrer wohl eine Stunde zu spät am Camp auftauchen würde und wir haben die restliche Zeit für einen allerletzten Game Drive im Reservat nutzen können. Und als hätte uns das Schicksal einen narkoleptischen Busfahrer geschenkt ist uns just bei diesem letzten Drive eine Gruppe von drei Nashörnern vors Auto gelaufen.
Aus Botswana werde ich mich jetzt vermutlich zwei Wochen nicht melden können weil die südafrikanische SIM Karte dort nicht funktioniert, aber mit etwas Glück gibt es auch von dort im Anschluss etwas spannendes zu berichten.

Freitag, 15. April 2022

Big Five Nummer 1 - oder - Mittagessen mit Elefanten

 Die letzten Tage im Camp waren geprägt von einer Löwenherde, die sich in der Nähe befindet und einer Gruppe Elefanten, die hier schmatzend durch die Wälder marodiert. 

Nachdem wir bereits vorgestern das Glück hatten, ein Löwen-Pärchen im ausgetrockneten Flussbett zu sehen, war bei den folgenden Drives immer ein Tagesordnungspunkt die Suche nach Löwen. 

Löwen nutzen eine Art grummelndes Brummen um sich gegenseitig wieder zu finden, die "contact calls". Und genau so ein Brummen brachte uns auf die Fährte einer einsamen Löwin die während eines Drives in der Umgebung sein musste. Alle hielten die Augen offen und unser Guide fuhr immer weiter in Richtung des Löwen-Monologs. Wir wähnten sie wieder im Flussbett, wo die Straße allerdings nicht entlang führte. Also lief es mit unserem Landrover, wie so oft bei der Deutschen Bahn: alle Mann aussteigen, wir müssen laufen!  Ein bisschen durchs Gestrüpp geschlagen konnten wir sie dann auch sehen, wie sie wieder das selbe Flussbett entlang schlenderte. Nachdem sie außer Sicht war wurde wieder aufgesessen und die Fahrtroute an den Löwenspaziergang angepasst. Und nachdem wir das Flussbett ein paar hundert Meter in Laufrichtung der Schmusekatze gequert hatten tauchte die direkt vor uns auf uns promenierte ganz entspannt die Straße entlang.


Sie ließ sich auch von dem röhrenden Landrover so wenig beeindrucken wie Passanten in Fußgängerzone von einem Missionar der Zeugen Jehovas.  Nach einem ungefähr viertelstündigen Verfolgungsspaziergang macht sie es sich dann auf einem Stein gemütlich und als wollte sie uns dann noch eine gute Show bieten, fing sie an ein paar guturale Laute auszustoßen.




Die folgenden Nächte konnten wir auch aus unseren Zelten immer wieder andere Löwen hören, die sich gegenseitig rufen. Einige Male waren die Rufe extrem nah dran und es hörte sich an als wären es höchstens ein paar hundert Meter zum Urheber der nächtlichen Ruhestörung.
Insbesondere im Camp hieß das für uns: nach Sonnenuntergang immer mit einer Taschenlampe laufen. Löwen würden normalerweise keine Menschen angreifen und höchstens eine Ausnahme machen wenn sich eine besonders einladende Gelegenheit ergibt. Ein nachts gestolperter oder betrunken schwankender Mensch ist also für Löwen das Äquivalent zu diesem einen Dönerladen mit der epischen Knoblauchsoße, der auch auch drei Uhr morgens noch offen hat. 

Den anderen Tag, hatte eine Gruppe bei ihrem Morgenausflug einen Elefantenbullen auf einem der Wege gesehen, sodass die Möglichkeit bestand, dass eine Herde in der Nähe ist. Und nach einigem suchen könnten wir sie am Abend dann auch entdecken.


 Elefanten sind wirklich beeindruckend, nicht nur wegen ihrer schieren Größe. Sie kommen durch jedes noch so dichte Gebüsch und können mit Leichtigkeit mit ihrem dicken Po einem Baum umwerfen. Wenn sie wollen, bewegen sie sich aber überaus vorsichtig und machen weniger Geräusche als eine Gruppe inkompetent schleichender Menschen. Außerdem können sie Pflanzen fressen, an denen Dornen sind, so lang wie ein kleiner Finger. Wenn man da bei den Wanderungen durch den Busch mit dem Arm dran hängen bleibt, dann möchte man sich nicht vorstellen wie das ist, mit seinem Dünndarm daran hängen zu bleiben.
Fun Fact: Elefanten laufen biologisch gesehen auf ihren Zehenspitzen - erklärt vielleicht die Eleganz.
Nachdem wir unseren Wagen ein wenig abseits des Weges geparkt hatten die die ganze Herde auch einfach an uns vorbei. Und das teilweise in einem Abstand bei dem einem ein Zoowärter auf den großen Zeh geklopft hätte - weniger als 10m entfernt schlurften die Riesen durch den Busch. Ein paar Kleine waren auch im Gepäck.
Die Elefanten halten sich jetzt schon seit mehr als einem Tag im der Nähe des Lagers auf. Dabei nimmt der ausgetrocknete Fluss hin und wieder die Rolle einer Elefantenautobahn ein und es stapfen ein paar Dickhäuter direkt am Lager entlang.
Das Ganze hat aber auch einen gewaltigen Nachteile, denn ein Elefant hat Konzept menschlicher Wegeführung entweder nicht verstanden oder er protestiert aktiv dagegen. In meinem Fall wollte ich vor dem Duschen kurz ins Zelt springen um neue Klamotten zu holen und ein junger Elefantenbulle stand neben dem Weg dorthin. Ungefähr 10m entfernt vom Weg tat er sich gütlich am Blättern und schien sich auch zunächst nicht an meiner Anwesenheit zu stören. Der Teenager in ihm muss dann aber doch gesiegt haben und er machte drei schnelle Schritte mit aufgestellten Ohren auf mich zu und halbierte damit den Abstand schneller als mir lieb war. Man sagt, dass es in vielen Fällen gut ist, sich nicht ins Boxhorn jagen zu lassen und still da zu stehen, aber ich durfte feststellen dass das eine gehörige Portion Selbstbeherrschung erfordert. Ich habe daraufhin beschlossen, dass meine Klamotten eigentlich doch gar nicht so schmutzig sind und der Weg zum Zelt überflüssig.

 

 


Mittwoch, 13. April 2022

Die ersten Tage - oder - The Lion Walks Today

 Eigentlich bin ich erst seit ein paar Tagen hier, aber mein Tagesrhythmus hat sich schon ein stückweit an den Busch angepasst. 

Im Gegensatz zum normalen Leben in den man seinen Zeitplan an die Verkehrsschlagen auf den Rheinbrücken ausrichten muss, sind wir hier in Ermangelung eines zuverlässigen Verkehrsfunks auf Dinge wie die Sonne angewiesen. Um 05:30 geht der Wecker und mithilfe des nächsten greifbaren Brechwerkzeugs werden die Augenlider geöffnet und man bereitet sich darauf vor, mit den Affen um ein kleines vorab-Frühstück zu streiten.

Im Anschluss geht's los zur ersten Aktivität und das heißt je nach Tagesplan ein "Game Drive", also eine Fahrt mit einem gepimpten Geländewagen durch die Savanne oder aber ein "Bush Walk", also ein Ausflug zu Fuß. Unterwegs gibt es bei jeder Gelegenheit praktische Infos, die es dann aufzusaugen gilt. So bekommt man die Gelegenheit um ein bisschen in Dung zu wühlen und zu bestimmen von welchem Tier er ausgesondert wurde. Maßgeblich dafür ist, wie viel Mühe sich der Kandidat mit dem Kauen seiner Nahrung gegeben hat und Elefanten zeichnen sich wohl durch wenig Begeisterung für Kieferbewegungen aus.

Heute hatten wir das riesige Glück, dass wir die Paviane in der Umgebung schreien gehört haben und die Kudus Warnrufe in Form von Bellen ausgestoßen haben. Unser Guide wusste das zu interpretieren und wähnte Raubtiere in der Gegend. Nach einer kleinen Irrfahrt durch den Busch kamen wir an ein ausgetrocknetes Flussbett und wir konnten aussteigen und uns unauffällig in die Böschung hocken. Und tatsächlich liefen wenige Minuten später zwei Löwen, ein junges Männchen und ein Weibchen durchs Flussbett, weniger als 30m vor unserer Nase vorbei. Die Fotos davon habe ich allerdings auf der richtigen Kamera und werde sie erst hochladen können wenn ich Mal wieder an einem PC sitze.

Ein Glücksfall der sich wohl nicht jeden Tag ereignet, aber jetzt die Messlatte für sie folgenden Tage reichlich hoch legt.

Nach der Aktivität gibt es ein Frühstück, das wahrscheinlich jedes Luxus Hotel blass werden lassen würde. Und ich rede jetzt nicht von in Butter geschnitzten Schwänen, sondern hier gibt es morgens eine bunte Mischung von Pfannekuchen, Porridge, Früchten, selbstgemachten Bagels oder Anderem.

Im Anschluss wird ein wenig sie Schulbank gedrückt und es gibt ein wenig theoretische Infos über Tiere, Geologie, Astronomie (also nicht das was einem die Leoparden-Sichtungen für den nächsten Tag vorhersagt sondern eher die Himmelsrichtung) und einiges über das Guiding im Allgemeinen.

 Damit sich der Guide von morgen schon Mal an das Leben auf einer Lodge gewöhnen kann wird dann schon wieder mit ein halbem Auge auf das Mittagessen geschielt und die Zeit bis dahin kann man beispielsweise mit Volleyball spielen oder lesen verbringen - man wird aber nicht darum herum kommen auch noch hin und wieder ein Logbuch mit seiner Aufmerksamkeit beglücken zu müssen und für sie Zertifizierung als Field Guide wartet ein Monster von einem Workbook darauf, mit möglichst sinnvollen Informationen gefüllt zu werden.

Nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause geht es dann zu Aktivität Nummer Zwei, meist wieder ein Game Drive oder ein Walk. Insbesondere das Laufen durch den Busch hat etwas ganz besonderes, wenn man wirklich mitten durch die Natur gehen kann anstatt auf einem quitschenden Landrover gleich eines Kamelritts durch die Landschaft geschaukelt zu werden. 

Es ist absolut faszinierend, wie die Guides aus vermeintlich belanglosen Bäumen oder Büschen ganze Geschichten ziehen können, die sie bei Gelegenheit preis geben. Und auch wenn ich vermutlich in Deutschland relativ selten in der Situation bin, dass ich die Larve einer speziellen Wespenart identifizieren muss, die für das Bestäuben vom Feigenbäumen verantwortlich ist, so ist es doch immer spannende Geschichte.

Der Abend klingt dann gerne bei einem Cider oder einem Bier am Lagerfeuer aus - und wer weiß, vielleicht kommt ja wieder eine Schleichkatze zu Besuch.

Dienstag, 12. April 2022

Die ersten Tage - oder - Wildes Wildlife Wuseln

 Die ersten Tage hier fühlen sich schon ein wenig an wie ein Paralleluniversum - so etwas wie eine sichere Wohnung, in der man auch Barfuß und in Joggingbutze herum rennen kann gibt es nicht wirklich. Man sollte immer die Augen offen halten, denn für Abwechslung im Camp ist immer gesorgt.

Mal sind es ein paar Vervet-Monkeys, die festgestellt haben, dass sie sich eigentlich auch ein zweites Frühstück verdient haben und sich über unseren Früchtekorb her machen.

Ab und zu kommen ein paar Nyalas zu Besuch, eine Antilopenart mit relativ eindrücklichen Hörnern, die sich mittlerweile so an das Camp gewöhnt haben, dass sie sich auch gerne Mal auf einen Streifzug Richtung Lagerfeuer machen.

Vorgestern Abend nach Sonnenuntergang machte uns ein seltsames rascheln aufhorchen und nachdem ich vor einigen Jahren bereits Erfahrungen mit einer sehr extrovertierten Hyäne gemacht habe, wollte ich Mal einen Blick darauf werfen. Im Endeffekt hatte sich eine Schleichkatze in unser Lager geschlichen und hat seelenruhig die Reste vom Grillrost geleckt.


Ein anderes vorwitziges Reptile hatte eine Vorliebe für Frisuren entwickelt und hat es sich auf dem Dutt einer Mitreisenden niedergelassen. Auch nachdem ich mit der Geduld einer Vogelscheuche versucht hatte das Chamäleon dazu zu bringen auch Mal einen Abstecher auf meine Hand zu unternehmen, so war es nicht davon zu überzeugen. Ich habe vermutlich einfach zu wenig Haare auf meinem Handrücken um für das modebewusste Reptil eine interessante Spielwiese darzustellen.

Ein weiter Besucher mit einem Hang zu optisch dramatischen Auftritten ist hier zu sehen. Ein Skorpion, der im Licht einer UV Lampe eine weiß leuchtende Farbe bekommt. Der Kleine hat zwar nur die Größe eines 50-Cent Stücks aber die lebhaften Schilderungen der Folgen eines Stichs haben sehr dazu beigetragen, das Bedürfnis ihn zu streicheln im Zaun zu halten.





Die Reise in den Busch - oder - Elefanten-Raus-Haus

 Für den letzten Tag in Johannesburg stand eigentlich nicht viel an - ich wollte den letzten Tag nutzen um mir die Umgebung aus der Luft anzuschauen und hatte mir einen Flieger gechartert. Gemeinsam mit einem Safety Pilot des Vercharterers wollte ich die vielleicht einzige Möglichkeit nutzen bei einer Giraffe auf dem Kopf nach kahlen Stellen zu suchen oder Elefanten mit Skoliose zu suchen.

Leider hatte das Wetter andere Pläne mit mir und wegen einer Reihe von Gewittern war an fliegen nicht zu denken. Und nach Flugzeugen fliegen erschien mir die zweitbeste Lösung Flugzeuge anzuschauen und so verschlug es mich ins Militärhistorische Museum nach Johannesburg. Für jeden der ein Interesse für Fluggerät hat übrigens ein echter Leckerbissen, die Messerschmitts einmal als Original und einmal als platzsparende ausziehbare Variante, die wohl Mal in einem Feld eingeschlagen ist. 

Wer die Serie Steel Buddies kennt, hat vielleicht schon Mal den schwimmenden Panzer dort gesehen, der mit Hydrojets den Test-Tumpel fast leer gepumpt hat - Katastrophe. So einer kann auch im Museum in seiner unverbastelten Form bewundert werden.




Auf dem Rückweg ist mir aufgefallen, dass entgegen der landläufigen Meinung, Fußball sei die Nationalsportart Afrikas, noch mindestens eine weitere existiert. An Ampeln immer wieder die Kupplung des Autos kommen zu lassen um dann ein paar Zentimeter vor und zurück zu rollen und so der erste auf der Kreuzung zu sein.

Vorletzter Stop war das besorgen einer SIM Karte, wofür die Kassiererin mich um einen Proof of residence gebeten hat, also eine Aufenthaltsbescheinigung. Interessanterweise war eine halb geladene Reservierungsbestätigung per Email genug - ich denke im Zweifel wäre auch eine handschriftliche Phantasieadresse auf einem Bierdeckel akzeptiert worden. 

Mein Stop für einen Corona Test hat mir dann die Möglichkeit gegeben, Einsicht in den afrikanischen Datenschutz Standard zu bekommen. Da trägt man Namen und Passnummer in eine lange Liste ein und gleich daneben kommt das Testergebnis. Die drei Kollegen, die ihrer undeutlichen Handschrift zufolge Ärzte gewesen sein müssen waren alle positiv und scheinbar ist diese Information durchaus öffentlich.

Nach einem Stop in einem Guesthouse wo ich den Rest der Expedition hier kennen lernen durfte, ging es dann in einer 6-stündigen Busfahrt ins Salati Game Reserve. Hier verbringen wir die nächsten anderthalb Wochen bevor es dann weiter nach Botswana geht. Das erste Briefing im Camp hat direkt klar gemacht: wir befinden uns mitten im Busch, es gibt keinen Zaun um das Camp und wir teilen uns den Platz mit Tieren. 

Es kommt wohl häufiger vor, dass auch Spuren von Löwen und Elefanten am morgen im Lager zu finden sind und mehr als einmal musste jemand länger als freiwillig auf der Toilette bleiben weil der Eingang durch einen großen, grauen, dickhäutigen Po blockiert war.

Geschlafen wird jeweils zu zweit in einem Zelt. Der gemeine Löwe hat zum Glück noch nicht herausgefunden, dass der Zeltstoff einem gut gefeilten Fingernagel gar nicht besonders lange standhalten würde und das darf auch gerne so bleiben. In der Tat habe ich jetzt schon häufiger gehört, dass man in einem Zelt oder auch in einem offenen Auto wirklich sicher vor den meisten Tieren ist - Affen ausgenommen. Auch wenn es mir etwas schwer fällt, mir vorzustellen dass ich diesem Taschenspielertrick "Zelt" so wirklich vertraue wenn der erste echt Löwe vorbei kommt, so sollen doch bis jetzt sehr wenige Schüler hier gestorben sein und das vermittelt ein gutes Gefühl.

Das Camp liegt übrigens wunderbar an einem ausgetrockneten Flussbett gelegen - und vermutlich eines der wenigen in Afrika die gleichzeitig Heimat eines Volleyball Feldes sind.



Sogar hier, mitten im Busch gibt es ein wenig Internet - vermutlich besseres als in weiten Teilen Sachsens - aber das mit dem Bilder hochladen will nicht immer funktionieren.

Ich hoffe ich kann ein paar Impressionen nachliefern, wenn der Wind wieder ein bisschen Internet hier rüber weht.


Freitag, 8. April 2022

Ein bisschen Kultur in Johannesburg - oder - das Hühnchen im 51. Geschoss

 Ich durfte mittlerweile feststellen, dass Johannesburg eine Stadt ist die so sehr zum schlendern und flanieren einlädt wie der Walzenparkour aus Takeshi's Castle, weswegen ich mir dann gezielt einige Kulturstätten dieser Stadt anschauen wollte.


Das Wits Art Museum schlug mir der ein oder andere Reiseführer vor, vermutlich nicht wissend dass sich meine Begeisterung für zersägte und auf Leinwände geklebte Tierknochen relativ in Grenzen hält. Vermutlich oute ich mich als Kunstbanause, wenn ich zugebe, dass Halsketten aus Plastik -Kaffeelöffeln und "Installationen" aus Deckeln von Getränkeflaschen an Bindfäden vermutlich von mir nicht die künstlerische Gegenliebe erfahren haben, die sie verdient hätten.

Deutlich mehr Interesse konnte ich für das Apartheidsmuseum aufbringen, in dem wirklich ausführlich die Geschichte des Zusammenlebens - und teileweise auch des Zusammenmeuchelns - der verschiedenen Kulturen dargestellt wird. Vielleicht hat man in der Schule Mal etwas darüber gehört, aber da wurde einem doch sehr eindrücklich vermittelt, dass bis vor gar nicht allzu langer Zeit das wohl geringste Problem in Südafrika war, dass man überall per Uber hin fahren muss.

Zuletzt hatte ich noch den Tip bekommen, dass es eine Organisation gibt, die Touren durch die Gebiete in Johannesburg anbietet, in die man sich alleine vielleicht besser nicht hinein bewegt. Dlala Nje bietet einerseits eine Art Kinderbetreuung für die weniger gut situierten Viertel an, aber auch Walking Tours für Touristen, zum Beispiel durchs notorische Viertel Hillbrow.  Man kann vielleicht ein wenig die Müllberge, teilweise eingefallenen Häuser und Wellblech Dächer erkennen:



Treffpunkt war am Ponte Tower und wenn ich zuvor Sorgen gehabt haben sollten, dass der Veranstalter das alles nur aufbauschen will und wir nachher durch eine völlig ungefährliche und langweilige Einfamilienhaus-Siedlung spazieren, so konnten diese glücklicherweise spätestens dann zerstreut werden als mein Uber Fahrer mit einer heruntergezogenen Augenbraue gefragt hat, ob ich da wirklich hin wolle.  

Los ging es direkt mit besetzten Häusern, in denen einige Menschen ohne Strom und Wasser leben. Ob aus Gründen der besseren Belüftung oder damit man weiß welche Wohnungen schon belegt sind - die Fassade hatte man jedenfalls entfernt. Das Bild hier ist zwar nicht von mir aber es zeigt sehr gut wie es dort aussieht - wir wurden gebeten, keine Fotos zu machen.


Eine Tatsache, die ich nicht gedacht hätte ist, dass Teile der heutzutage ärmsten Viertel mitten in der Innenstadt liegen und vor dreißig Jahren von Mittel- und Oberschicht bewohnt wurden. Durch die Apartheid durften da zunächst nur Weiße wohnen, bis sich die Gesetze in den 90er Jahren geändert haben und jeder dorthin kommen konnte. Die Wohlhabenderen waren wohl weniger begeistert von ihren neuen Nachbarn und haben sich dann in den Norden der Stadt verzogen.

Fun-Fact: Als ich mir meine Unterkunft für die Tage in Johannesburg raus suchen wollte bin ich mit europäischer Naivität davon ausgegangen, dass man doch im Stadtzentrum wunderbar zentral wohne und da bestimmt auch immer Leben ist. Beides ist natürlich ein Stück weit auch korrekt, nur weiß ich nicht ob nach der Woche in mir noch so viel Leben gewesen wäre.

Durch den Ankauf und die Sanierung von Immobilien sieht es aber in einigen Vierteln gar nicht mehr so abgewrackt aus und die Leute scheinen sich teilweise mit ihrer Umgebung zu identifizieren und sie ordentlich zu halten. Alles in allem waren es eigentlich nur wenige Straßenzüge, die vollkommen heruntergekommen waren, allerdings erinnerte der Flair da dann auch ein wenig an das Loch im Boden in dem Saruman seine Uruk-Hai zur Endmontage gesammelt hat.

Dlala Nja unterhält im 51. Geschoss des Ponte Towers eine Location in der der Ausflug dann geendet hat - und zwar mit einer Portion Hühnchen und einem Cider. Der Ausblick von da oben ist wirklich grandios.


Der Tower selbst war wohl bis 2007 auch "hijacked" und wurde dann aber saniert, sodass er heute ein beliebter Wohnort ist. Das Gerät ist rund mit einem Loch in der Mitte und als abschließendes Gedankenexperiment kann man sich jetzt den Müllberg während der Besetzung vorstellen. Die "Bewohner" haben ihre unliebsamen Habseligkeiten wohl einfach in die Mitte des Turms geworfen, sodass sich der Müll 14 (!!!) Geschosse hoch gestapelt hat. 
Wer mag kann jetzt man 14 Fenster-Reihen hoch zählen - ich glaube wenn ich als Hausbesetzer damals Miete gezahlt hätte, hätte ich spätestens damit aufgehört wenn der Müll an meine Haustür klopft.


Auf zu neuen Ufern - oder - ich glaube mein Elektrozaun tropft

 Aloha und herzlich willkommen zum zweiten Teil meines Blogs. Im Zuge der aktuell Chip-Knappheit habe ich beschlossen, meinen alten Blog einfach zu recyceln. Zugegebenermaßen passt der Name mittlerweile weniger gut und eigentlich müsste es statt "planlos durch Europa" dieses Mal "verplant durch die Welt" heißen aber ich weiß nicht ob sich das noch ändern lässt.


Meine erste Etappe führt mich ins Land der Rotweins und der Straßenmorde - auch wenn das weder Kalifornien noch Südfrankreich ausschließt ist in diesem Fall Südafrika gemeint.

Angekommen bin ich am Dienstag den 5. April und zurück geht's dann mitte Juni, wobei ich nach einem kurzen Stop in Johannesburg eine 55-tägige Ausbildung zum Field Guide in insgesamt 3 Nationalparks absolvieren wollte: Salati, Mashutu und Karongwe.


Obwohl ich nicht ganz sicher war, wie entspannt die Anreise mit den ganzen Corona Beschränkungen werden würde, war ich positiv überrascht. Auch überrascht, aber weniger positiv hingegen war ein älterer britischer Herr der bei der Passkontrolle hinter mir stand und weder einen Impfnachweis, noch irgendeine Form von Testergebnis dabei hatte, wie er den Mitreisenden um sich herum etwas verwirrt zu berichten wusste. Und am Gepäckband war ich dann wieder dran mit überrascht sein, weil er wenige Minuten nach mir auftauchte und sich scheinbar niemand groß darum gekümmert hat, dass er keine Dokumente dabei hat.

In Südafrika wurde vor wenigen Tagen der "State of Desaster" aufgehoben, sodass hier offiziell auch kaum noch Beschränkungen vorzufinden sind. 

Wer tapfer weiter verschiedenste Formen von Textilien zwischen den Ohrläppchen balanciert sind die Uber Fahrer hier. Uber scheint hier auch die präferierte Methode der Fortbewegung zu sein. Wie ich mittlerweile von allen Seiten gehört habe fällt Laufen als Fortbewegungsart nahezu vollkommen aus und selbst kürzeste Strecken fährt man oder lässt sich fahren. Von A nach B zu kommen erinnert mich hier ein wenig an das Spiel aus der Kindheit "Der Boden ist Lava" , wobei man sich dann anstatt zwischen Möbeln hier dann zwischen Geländewägen hin und her springt. 

Das hat immerhin den Vorteil, dass man mit den Uber Fahrern einen Plausch halten kann, die interessanterweise erstaunlich gut über den Ukraine-Krieg und deutsche Fußball Mannschaften informiert sind. Ebenfalls  interessant sind die Sicherheitsmaßnahmen, die Uber ergreift und so wird man die ganze Zeit getrackt und die Fahrer müssen jeden einzelnen Tag ein Selfie von sich machen um zu beweisen, dass sie es auch noch sind - vielleicht ist es aber auch eine Marketing Idee um gescheiterte "Influencer" für den Job als Fahrer zu begeistern.

Grundsätzlich ist das Motto des Südafrikaners soweit ich feststellen konnte "My home is my castle". Es scheint ein großes Bedürfnis nach Sicherheit und hohen Mauern zu geben und es würde mich nicht wundern wenn ich demnächst ein Haus mit Burgfried oder Wassergraben sehen würde. Wenn man sie Straßenzüge entlang geht, dann blicken einem nur Mauern entgegen und so etwas wie Vorgärten oder Häusereingänge sucht man hier vergeblich.

Das Bild hier zeigt ganz gut, dass sich die Einwohner hier wohl ohne ihren Stacheldraht und ihren Elektrozaun etwas nackt fühlen. Ich selbst bin die ersten zwei Nächte mehrfach aufgestanden um die Dusche zu kontrollieren weil ich dachte sie tropft. Stattdessen habe ich nach langem lauschen festgestellt, dass es sich bei dem Geräusch um das Ticken der Elektrozäune hier handelt.
Man fühlt sich hier ein bisschen an seine Kindheit zurück erinnert, denn bei Sonnenuntergang hat man wieder Zuhause zu sein. Mit dem einzigen Unterschied dass es früher zur Strafe nichts in den Magen gab wenn man sich nicht dran gehalten hat. Hier gibt's schon was in den Magen, aber das ist lang und spitzt und sorgt für Annehmlichkeiten in Verdauungs- und Kreislaufsystem. Es ist also schon etwas schade, dass man sich hier so eingeschränkt bewegen kann und irgendwie wird alles super umständlich dadurch dass man sich immer fahren lassen muss.

Wo zum Glück genug Menschen herumturnen, auch zum Sonnenuntergang ist der Northcliff Hill - von da aus hat meine eine super Aussicht über die Stadt Richtung Norden.



Ansonsten verabschiede ich mich mit einen Schnappschuss einer Szene aus dem Straßenverkehr, die mich heute sehr erheitert hat. Schlecht zu erkennen ist der Scherbenhaufen vor dem LKW und die ausgeprägte Delle. Ich habe es mir verkniffen, den Fahrer zu fragen ob das Motto "regret nothing" sich auch auf seinen letzten Abbiegeversuch erstreckt.