Freitag, 15. April 2022

Big Five Nummer 1 - oder - Mittagessen mit Elefanten

 Die letzten Tage im Camp waren geprägt von einer Löwenherde, die sich in der Nähe befindet und einer Gruppe Elefanten, die hier schmatzend durch die Wälder marodiert. 

Nachdem wir bereits vorgestern das Glück hatten, ein Löwen-Pärchen im ausgetrockneten Flussbett zu sehen, war bei den folgenden Drives immer ein Tagesordnungspunkt die Suche nach Löwen. 

Löwen nutzen eine Art grummelndes Brummen um sich gegenseitig wieder zu finden, die "contact calls". Und genau so ein Brummen brachte uns auf die Fährte einer einsamen Löwin die während eines Drives in der Umgebung sein musste. Alle hielten die Augen offen und unser Guide fuhr immer weiter in Richtung des Löwen-Monologs. Wir wähnten sie wieder im Flussbett, wo die Straße allerdings nicht entlang führte. Also lief es mit unserem Landrover, wie so oft bei der Deutschen Bahn: alle Mann aussteigen, wir müssen laufen!  Ein bisschen durchs Gestrüpp geschlagen konnten wir sie dann auch sehen, wie sie wieder das selbe Flussbett entlang schlenderte. Nachdem sie außer Sicht war wurde wieder aufgesessen und die Fahrtroute an den Löwenspaziergang angepasst. Und nachdem wir das Flussbett ein paar hundert Meter in Laufrichtung der Schmusekatze gequert hatten tauchte die direkt vor uns auf uns promenierte ganz entspannt die Straße entlang.


Sie ließ sich auch von dem röhrenden Landrover so wenig beeindrucken wie Passanten in Fußgängerzone von einem Missionar der Zeugen Jehovas.  Nach einem ungefähr viertelstündigen Verfolgungsspaziergang macht sie es sich dann auf einem Stein gemütlich und als wollte sie uns dann noch eine gute Show bieten, fing sie an ein paar guturale Laute auszustoßen.




Die folgenden Nächte konnten wir auch aus unseren Zelten immer wieder andere Löwen hören, die sich gegenseitig rufen. Einige Male waren die Rufe extrem nah dran und es hörte sich an als wären es höchstens ein paar hundert Meter zum Urheber der nächtlichen Ruhestörung.
Insbesondere im Camp hieß das für uns: nach Sonnenuntergang immer mit einer Taschenlampe laufen. Löwen würden normalerweise keine Menschen angreifen und höchstens eine Ausnahme machen wenn sich eine besonders einladende Gelegenheit ergibt. Ein nachts gestolperter oder betrunken schwankender Mensch ist also für Löwen das Äquivalent zu diesem einen Dönerladen mit der epischen Knoblauchsoße, der auch auch drei Uhr morgens noch offen hat. 

Den anderen Tag, hatte eine Gruppe bei ihrem Morgenausflug einen Elefantenbullen auf einem der Wege gesehen, sodass die Möglichkeit bestand, dass eine Herde in der Nähe ist. Und nach einigem suchen könnten wir sie am Abend dann auch entdecken.


 Elefanten sind wirklich beeindruckend, nicht nur wegen ihrer schieren Größe. Sie kommen durch jedes noch so dichte Gebüsch und können mit Leichtigkeit mit ihrem dicken Po einem Baum umwerfen. Wenn sie wollen, bewegen sie sich aber überaus vorsichtig und machen weniger Geräusche als eine Gruppe inkompetent schleichender Menschen. Außerdem können sie Pflanzen fressen, an denen Dornen sind, so lang wie ein kleiner Finger. Wenn man da bei den Wanderungen durch den Busch mit dem Arm dran hängen bleibt, dann möchte man sich nicht vorstellen wie das ist, mit seinem Dünndarm daran hängen zu bleiben.
Fun Fact: Elefanten laufen biologisch gesehen auf ihren Zehenspitzen - erklärt vielleicht die Eleganz.
Nachdem wir unseren Wagen ein wenig abseits des Weges geparkt hatten die die ganze Herde auch einfach an uns vorbei. Und das teilweise in einem Abstand bei dem einem ein Zoowärter auf den großen Zeh geklopft hätte - weniger als 10m entfernt schlurften die Riesen durch den Busch. Ein paar Kleine waren auch im Gepäck.
Die Elefanten halten sich jetzt schon seit mehr als einem Tag im der Nähe des Lagers auf. Dabei nimmt der ausgetrocknete Fluss hin und wieder die Rolle einer Elefantenautobahn ein und es stapfen ein paar Dickhäuter direkt am Lager entlang.
Das Ganze hat aber auch einen gewaltigen Nachteile, denn ein Elefant hat Konzept menschlicher Wegeführung entweder nicht verstanden oder er protestiert aktiv dagegen. In meinem Fall wollte ich vor dem Duschen kurz ins Zelt springen um neue Klamotten zu holen und ein junger Elefantenbulle stand neben dem Weg dorthin. Ungefähr 10m entfernt vom Weg tat er sich gütlich am Blättern und schien sich auch zunächst nicht an meiner Anwesenheit zu stören. Der Teenager in ihm muss dann aber doch gesiegt haben und er machte drei schnelle Schritte mit aufgestellten Ohren auf mich zu und halbierte damit den Abstand schneller als mir lieb war. Man sagt, dass es in vielen Fällen gut ist, sich nicht ins Boxhorn jagen zu lassen und still da zu stehen, aber ich durfte feststellen dass das eine gehörige Portion Selbstbeherrschung erfordert. Ich habe daraufhin beschlossen, dass meine Klamotten eigentlich doch gar nicht so schmutzig sind und der Weg zum Zelt überflüssig.

 

 


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