Samstag, 8. August 2015

11 Packungen Haferflocken statt einem Platz nach Bozen - oder - die Zucchinisuppe des Herren ist unergründlich

Lange gab's nichts zu hören, doch ich wurde nicht von kampflustigen Ziegen in einer Felsspalte versenkt (auch wenn das tatsächlich gar nicht so weit von der Realität entfernt war, wie man später sehen wird). In Wirklichkeit hat einfach das Handyakku die erste Etappe wenig gut weggeatmet und mich im Stich gelassen, sodass ich erst jetzt nach Ende der Tour ein wenig über die Ereignisse schwafeln kann und ein paar Einträgen nachreichen kann.
Start der ca. zweiwöchigen Kletterei und Wanderei war Bozen, genauer gesagt der Stadtteil Andrian. Hin ging's mit der Bahn und unglücklicherweise müssen wir wohl den Welttag der Sitzplatzreservierung für unsere Reise erwischt haben. Mein pfennigfuchserischer Reisekumpane hatte mich im Vorfeld davon überzeugt, dass eine Reservierung die reinste Geldverschwendung sei und die 4,50€ wesentlich besser in 11 Packungen Haferflocken angelegt seien. Als wir dann später mit einer größeren Anzahl anderer Menschen zwischen den Abteilen hockten, sollte ich ihn dafür dahin wünschen wo der Hafer wächst.
Angekommen am Beginn der Route war die erste Station ein Berg namens Gantkofel, bei dem die Ähnlichkeit zu dem Wort "Kartoffel" immer wieder zu Belustigung führte, die auch dringend notwendig war. Mit etwas mehr als 30kg Gepäck (das entspricht 10 ausgewachsenen Goliathfröschen) pro Mann hatten wir nämlich fast schon etwas zu effizient jeglicher Unterforderung auf den ersten Etappen vorgebeugt. Die Kombination mit ca. 2000 Höhenmetern (!!!) am ersten Tag sorgte dann auch dafür, dass ich am Abend fertiger war als die Durchschnittliche in den Einzelhandel gebrachte Tiefkühlpizza. Belohnt wurde die Anstrengung mit einem wunderbarem Blick vom Gipfel... ins Innere der Wolken. Und auch wirklich nur dorthin. Es sollte noch ein paar Tage dauern, bis uns auch mal ein Blick ins Tal vergönnt sein sollte.

Der Tag darauf brachte dann den ersten von insgesamt 3 Klettersteigen mit sich. Die Sicherung mit einem Klettersteigset soll zwar theoretisch im Falle eines Sturzes mal sicherstellen mal nicht mehr kaputt geht als unbedingt nötig, jedoch ist mein Vertrauen in diese Sicherungsmethode in etwa so groß wie das in Versicherungsvertreter oder Kommunalpolitiker. Wenn man senkrecht eine Wand hoch, klettert hakt man sich an einem ebenfalls senkrecht verlaufenden Seil mit einem Karabiner ein, dass ca. alle 4m in der Wand verankert ist.Wenn man also kurz vor einer Verankerung stürzt, rauscht man erst mal 4m nach unten, bevor der Karabiner über der nächsten Befestigung der Wand hält. Aber das wenigstens schön senkrecht, genau am Seil entlang. Aber es sieht einfach unfassbar wichtig aus, wenn man mit Kletterzeug durch die Berge rennt, also waren die 1,5kg hervorragend investiert.


Am Abend hatten wir dann das Glück, dass uns ein netter Gastwirt auf einer Wiese hinter seinem Haus schlafen ließ. Nebenan hatte eine Kirchenfreizeit ihre Zelte aufgeschlagen und kaum, dass wir unser Zeug abgelegt hatten, kam eine Abordnung unserer Nachbarn und lud uns zum Abendessen ein. Somit durften wir inmitten von ca.40 Kindern unsere bis dato nur mit Reis und Thunfisch befeuerten Körper mit Zucchinisuppe und Saltimbocca aus der Kirchenküche verwöhnen. Die Leute von dem Camp waren wirklich extrem gastfreundlich und die Köchin hatte definitiv ihre Freude an unserer vorsorglich kamelartig ambitionierten Nahrungsaufnahme.