Mittwoch, 13. April 2022

Die ersten Tage - oder - The Lion Walks Today

 Eigentlich bin ich erst seit ein paar Tagen hier, aber mein Tagesrhythmus hat sich schon ein stückweit an den Busch angepasst. 

Im Gegensatz zum normalen Leben in den man seinen Zeitplan an die Verkehrsschlagen auf den Rheinbrücken ausrichten muss, sind wir hier in Ermangelung eines zuverlässigen Verkehrsfunks auf Dinge wie die Sonne angewiesen. Um 05:30 geht der Wecker und mithilfe des nächsten greifbaren Brechwerkzeugs werden die Augenlider geöffnet und man bereitet sich darauf vor, mit den Affen um ein kleines vorab-Frühstück zu streiten.

Im Anschluss geht's los zur ersten Aktivität und das heißt je nach Tagesplan ein "Game Drive", also eine Fahrt mit einem gepimpten Geländewagen durch die Savanne oder aber ein "Bush Walk", also ein Ausflug zu Fuß. Unterwegs gibt es bei jeder Gelegenheit praktische Infos, die es dann aufzusaugen gilt. So bekommt man die Gelegenheit um ein bisschen in Dung zu wühlen und zu bestimmen von welchem Tier er ausgesondert wurde. Maßgeblich dafür ist, wie viel Mühe sich der Kandidat mit dem Kauen seiner Nahrung gegeben hat und Elefanten zeichnen sich wohl durch wenig Begeisterung für Kieferbewegungen aus.

Heute hatten wir das riesige Glück, dass wir die Paviane in der Umgebung schreien gehört haben und die Kudus Warnrufe in Form von Bellen ausgestoßen haben. Unser Guide wusste das zu interpretieren und wähnte Raubtiere in der Gegend. Nach einer kleinen Irrfahrt durch den Busch kamen wir an ein ausgetrocknetes Flussbett und wir konnten aussteigen und uns unauffällig in die Böschung hocken. Und tatsächlich liefen wenige Minuten später zwei Löwen, ein junges Männchen und ein Weibchen durchs Flussbett, weniger als 30m vor unserer Nase vorbei. Die Fotos davon habe ich allerdings auf der richtigen Kamera und werde sie erst hochladen können wenn ich Mal wieder an einem PC sitze.

Ein Glücksfall der sich wohl nicht jeden Tag ereignet, aber jetzt die Messlatte für sie folgenden Tage reichlich hoch legt.

Nach der Aktivität gibt es ein Frühstück, das wahrscheinlich jedes Luxus Hotel blass werden lassen würde. Und ich rede jetzt nicht von in Butter geschnitzten Schwänen, sondern hier gibt es morgens eine bunte Mischung von Pfannekuchen, Porridge, Früchten, selbstgemachten Bagels oder Anderem.

Im Anschluss wird ein wenig sie Schulbank gedrückt und es gibt ein wenig theoretische Infos über Tiere, Geologie, Astronomie (also nicht das was einem die Leoparden-Sichtungen für den nächsten Tag vorhersagt sondern eher die Himmelsrichtung) und einiges über das Guiding im Allgemeinen.

 Damit sich der Guide von morgen schon Mal an das Leben auf einer Lodge gewöhnen kann wird dann schon wieder mit ein halbem Auge auf das Mittagessen geschielt und die Zeit bis dahin kann man beispielsweise mit Volleyball spielen oder lesen verbringen - man wird aber nicht darum herum kommen auch noch hin und wieder ein Logbuch mit seiner Aufmerksamkeit beglücken zu müssen und für sie Zertifizierung als Field Guide wartet ein Monster von einem Workbook darauf, mit möglichst sinnvollen Informationen gefüllt zu werden.

Nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause geht es dann zu Aktivität Nummer Zwei, meist wieder ein Game Drive oder ein Walk. Insbesondere das Laufen durch den Busch hat etwas ganz besonderes, wenn man wirklich mitten durch die Natur gehen kann anstatt auf einem quitschenden Landrover gleich eines Kamelritts durch die Landschaft geschaukelt zu werden. 

Es ist absolut faszinierend, wie die Guides aus vermeintlich belanglosen Bäumen oder Büschen ganze Geschichten ziehen können, die sie bei Gelegenheit preis geben. Und auch wenn ich vermutlich in Deutschland relativ selten in der Situation bin, dass ich die Larve einer speziellen Wespenart identifizieren muss, die für das Bestäuben vom Feigenbäumen verantwortlich ist, so ist es doch immer spannende Geschichte.

Der Abend klingt dann gerne bei einem Cider oder einem Bier am Lagerfeuer aus - und wer weiß, vielleicht kommt ja wieder eine Schleichkatze zu Besuch.

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