Freitag, 26. August 2022

Batcave und Baden - oder - Achtung Rutschig

Um für ein bisschen Abwechslung von der Arbeit mit den Tieren zu sorgen gibt es alle zwei Wochen einen Tag an dem das ganze Team der Freiwilligen etwas zusammen unternimmt. Für diese Woche war eine geführte Tour durch einen Regenwald angesagt, wobei das alleine vermutlich nicht den gewünschten Effekt der Abwechslung gebracht hatte. Wir wollten aber auch zwei Höhlen besuchen, die hier in der Umgebung sind und die man besichtigen kann. Nach einer ca. 45 minütigen "Taxifahrt" auf der Ladefläche eines Pick-up nahm uns auch ein Guide in Empfang. Eine Besonderheit war, dass wir unter anderem auch durch primären Regenwald stapften, also solcher, der noch ursprünglich ist und nicht zwischenzeitlich ein Intermezzo als Kuhweide hatte oder dessen Bestandteile mittlerweile ihr Leben als Plastikteller-Ersatz auf einem veganen Streetfoodfestival fristen. Im Gegensatz zu den Bäumen um unser Camp herum gab es da ein paar wirklich beachtliche Exemplare, die so groß waren, dass man im Innern bequem unsern Nasenbären hätte halten können.  



Das eigentliche Highlight waren dann die Tropfsteinhöhlen, für die wir uns mit Kopflampen ausgestattet haben und vor deren Betreten die Rücksäcke abzulegen waren. Wir sollten sehr bald herausfinden, warum.



Das innere der Höhle war ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte und keineswegs einfach ein tiefer Gang in den Berg hinein. Dadurch dass die Höhle durch Ausspülugen wasserlöslicher Gesteinsschichten entstanden ist, war der Weg alles andere als barrierefrei. Die meiste Zeit musste in gebückter Haltung durch eine Art Tunnel gekrochen werden, in es teilweise halb-mannshohe Stufen klettern galt. Als Leckerbissen für die Klaustrophobiker musste dann an einer Stelle durch einen Durchgang gekrochen werden, der nur auf dem Bauch krabbelnd passiert werden konnte und bei der man sehr sicher sein konnte, auf der anderen Seite weder Sumo-Ringern noch Kugelstoßern zu begegnen. 



Idealerweise hätte man ein Warnschild mit der maximal zulässigen Konfektionsgröße angebracht und einige aus der Gruppe haben sich auch dazu entschieden, dass sie großzügigerweise zurückbleiben und vor herannahenden Höhlen-Panthern warnen können. Auf der anderen Seite angekommen gab es als Belohnung ein paar Fledermäuse zu sehen, die es sich in Felsspalten gemütlich gemacht haben. 



Eindrucksvoll waren auch die ganzen Stalaktiten und -miten, aber nach der ganzen Kraxelei waren wir furchtbar eingesaut von der ganzen Erde. Draußen angekommen erzählte uns der Guide die Geschichte der Entdeckung der Höhle, die in den 1970er Jahren von einem Arbeiter gefunden wurde, dessen Hund versehentlich in den Eingang geplumst war. Auf der Suche fand er zwar seinen Hund, dann stattdessen aber den Ausgang nicht mehr so wirklich, sodass er 4 Tage in der Höhle verbringen musste bevor wie durch ein Wunder zufällig gefunden wurde. Er hatte sich wohl ohne Taschenlampe ins Innere auf gemacht und hinterher geschworen, er habe Feen und Trolle in den 4 Tagen durch die Höhle marschieren sehen, was vielleicht nahelegen könnte dass er ein bisschen viel am Fledermauskot geschnuppert hat, der überall in der Höhle verteilt war.

Auf dem Rückweg gab es noch einen Badestop an einem Fluss, inklusive eines natürlichen Sprungturms und einem durch ausgespülte Steine entstandenen natürlichen Pool.





Als wäre das nicht genug Auslauf gewesen, hatte ich nach 7 Tagen arbeiten dann meinen ersten Tag frei und konnte mit zwei anderen glücklichen einen Ausflug in die nächste größere Stadt Baños machen, die so eine Stunde mit dem Bus entfernt ist.


Die Fernbusse in Ecuador sind super bequem und weil auf den Hauptstrecken ca. Alle 20-30min ein Bus vorbei kommt, kann man sich einfach an die Straße stellen und den nächsten Bus in die richtige Richtung herbei winken.

Im Innern gibt es heiß ersehnte Steckdosen um Handys zu laden und außerdem läuft immer ein zweitklassiger Hollywood Actionfilm auf einem riesigen Monitor. Ich habe unterwegs Luis getroffen, ein 80 jähriger Ecuadorianer, der aussah wie höchstens 65 und ein Großteil seines Lebens als Lehrer in Australien verbracht hat. Mit dem konnte ich mir die Zeit besser vertreiben als mit mit einem seltsamen Film über einen Roboterhund und er konnte auch die wichtigsten Phrasen Deutsch, wie "Guten Tag" und "Prost".

In Baños angekommen mussten wir erst einmal unser Defizit an uns sonst nicht zugänglichen Speisen kurieren und auch Käse relativ weit oben steht, war Käsekuchen die nächstbeste verfügbare Alternative.

Die Stadt selbst scheint überwiegend vorm Tourismus zu leben und überall kann man Werbung für Touren zum Zip-Lining, Canyoning oder zu Wasserfällen sehen. Die Stadt an sich ist aber ganz nett und vor allem gibt es einen richtigen Supermarkt, den wir um ein paar Tüten ungekühlt haltbaren Parmesan, Schokolade und Guave Marmelade erleichtern konnten.

Eine von uns Freigängern hat eine von einem selbsterklärten Arzt diagnostizierte Glutenunverträglichkeit, was uns zu einem Laden führte, der Brot aus Mehl der Yuca Wurzel verkauft. Dabei ist der Begriff "Laden" relativ großzügig auszulegen, denn eigentlich ist es der Keller seines Wohnhauses mit einem Fenster nach draußen und einer Klingel daran. Das ganze hatte einen leichten Hauch von Hänsel und Gretel, doch auf das Klingeln kam ein junger Mann der vollkommen frei von Hexenwarzen war zu uns und fragte wie viel Brot er denn backen sollte. Er macht das Brot immer ganz frisch und bat uns zu sich in die Wohnung, wo ein Fernseher für seine brothungrigen Gäste bereit steht, sowie Internet und Strom, sodass wir bestens aufgehoben waren, während er das Brot buk und uns noch ein paar Reisetipps geben konnte. Für den Rückweg von seinem Laden in die Innenstadt hat er für uns dann im Anschluss noch seinen Nachbarn rekrutiert, der uns in einem Renault Twingo von vor dem Mauerfall ins Dorf kutschiert hat.

Ein weiteres Stück Käsekuchen und einen Espresso später haben wir uns dann wieder auf den Heimweg gemacht. Die Busse fahren durch ein Dorf hindurch, dass in der Nähe unseres Camps liegt, doch die letzten 30 min muss man mit einem Taxi bewältigen, wobei die nur bis ca. 20 Uhr erreichbar sind. Als wir uns gegen 18 Uhr bei strömenden Regen auf den Weg machten war also reichlich Puffer. Womit wir nicht gerechnet haben ist, dass der Bus nach einer Viertelstunde Fahrt einfach stehen blieb und seine Tour auch nicht fortsetzen wollte. 

Man konnte an den Mitreisenden im voll besetzten Bus erkennen, dass irgendwas nicht so richtig Normal ist und insgesamt sollte der Bus ungefähr eine Stunde stehen ohne vorwärts zu kommen. Irgendwann ging es dann man ganz langsam und stückweise weiter. Zwischendurch schaukelte der Bus mal ordentlich und die Reifen drehten teilweise durch, sodass wir uns die Straße entlangruckelten. Mit zweistündiger Verspätung kamen wir dann in den Dorf nahe des Camps an, weit nach Dienstschluss der Taxifahrer. Zum Glück hatte einer der langjährigen Mitarbeiter der Station ein kleines Haus im Dorf das aktuell ungenutzt war und wo wir uns dann einquartieren konnten. Nach ein wenig Recherche bei Twitter konnten wir dann herausfinden, dass es sich bei unserem Verkehrshindernis um einen Erdrutsch gehandelt hat, der kurz vor unserem Bus abgegangen sein muss. Grade mal eine halbe Stunde nachdem wir durch die Schlammlawine gefahren sind wurde die Straße gesperrt und wir wären nicht mehr aus Baños weg gekommen. 

Das folgende Foto habe ich eine Woche später auf der gleichen Route geschossen und man kann gut gut erkennen dass sich da ein bisschen Erde auf den Weg ins Tal gemacht hat.



Einerseits haben wir also Glück gehabt dass wir am nächsten Morgen dann wieder zum Dienst antreten konnten, andererseits hätte eine Zwangspause in der Stadt sicherlich die Chance geboten sich mit dem örtlichen Angebot am Backwaren näher auseinanderzusetzen.


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