Sonntag, 1. Mai 2022

Mashatu Camp - oder - Wild Wild East (Botswana)

 Auf Grund einer glücklichen Fügung durfte unsere Gruppe neben zwei Camps in Südafrika zusätzlich eines in Botswana besuchen. Vor einigen Jahren hatte ich da schon Mal einen Abstecher ins Okawango Delta gemacht und hatte das Land in hervorragender Erinnerung. Von den Guides in Selati wurden uns außerdem Unmengen an Elefanten, weite Savannen-Ebenen und regelmäßige Besuche von Raubkatzen versprochen.

Auch wenn sich 11 Stunden Busfahrt und eine Grenzüberquerung nicht wie das beste Verkaufsargument anhören, war ich dem Intermezzo in der Schweiz Afrikas, wie Botswana auch genannt wird, dann doch recht positiv gegenüber eingestellt.

Die Busfahrt selbst hatte dann zusätzlich noch Abwandlungen einer guten alten Klassenfahrt - da gab es die eine, die unbedingt vorne beim Fahrer sitzen musste - ob wegen einer Reiseübelkeit oder eines voluminösen Platzbedürfnisses blieb ungeklärt -, der eine Dude der sein Handy mit dem Bluetooth Radio des Busses koppelt um mit furchtbarem britischen HipHop auf ewig Narben in meinem Gehörgängen zu hinterlassen und letztendlich den obligatorischen Stop bei einer Tankstelle, der es uns erlaubte eine subjektive, Cider-induzierte Reisezeitverkürzung vorzunehmen.

Das Versprechen, neue Tiere zu Gesicht zu bekommen konnte schon auf der Anreise eingehalten werden. In Botswana werden die Grünstreifen an Straßen wohl als Weideflächen zweckentfremdet, sodass wir entlang der Route eine größere Anzahl lebendiger und weniger lebendiger Ziegen, Schafe, Esel, Hunde und Aasfresser zu Gesicht bekamen. 




Fast am Camp angekommen sind wir dann an der Straße von unserem Bus in einen Game Viewer - also einen Geländewägen - umgestiegen um die letzte dreiviertel Stunde auf Schotterstraßen zum Camp zu fahren. Alleine in diesen 45 Minuten haben wir dabei die Liste der bereits gesehenen Säugetiere fast verdoppeln können. Die Landschaft hier ist deutlich offener, mit viel weniger dichtem Buschwerk und an allen Ecken und Enden waren Tiere zu sehen. Als erstes gestellte sich eine Tüpfelhyäne zu uns auf die Straße und ließ es sich nicht nehmen, wie auf einem Catwalk an uns vorbei zu spazieren.

Passender Fun-Fact: Hyänen sind weder Katzen noch Hunde, sondern bilden eine eigene Familie.





Im weiteren Verlauf gleich der Blick aus dem Auto dann der klassischen BBC Tierfilm Doku über die Savanne und es zogen Herden von Zebras, Gnus und Impalas an uns vorbei. Ein paar Schakale gaben sich die Ehre, Paviane schauten vorbei und eine Gruppe Elands (die größte Antilopenart mit über einer Tonne Körpergewicht) marschierte am Straßenrand vorbei.

Mittlerweile haben wir uns an diese Vielfalt hier schon fast gewöhnt, aber der Unterschied zwischen den Camps ist extrem. Die shxiere Anzahl und Diversität der Tier- und Pflanzenwelt hier in Botswana ist wirklich unglaublich. Lange Zeit hatte ich vor unseren Ur-Ahnen immer größten Respekt ob der Tatsache, dass ein Leben als Jäger und Sammler scheinbar extrem anstrengend und mühselig sein müsste. Geht man davon aus, dass die Dichte an Tieren zur Zeit der Säbelzahntiger vergleichbar mit derjenigen um uns herum ist, muss ich meine Einstellungen stark revidieren. Auch bei unseren Wanderungen durch den Busch ist es nahezu unmöglich, mehr als eine Viertelstunde zu laufen ohne auf Impalas oder Zebras zu stoßen. Ich würde mich so weit aus dem Fenster hängen zu behaupten, dass die Dichte essbarer Tiere hier durchaus mit derjenigen von Fastfood Restaurants in deutschen Innenstädten mithalten kann.

Auch wenn die Qualität sicher nicht überragend ist, ist wir diesem Bild zwar kein Waldo mit geringelter Strickmütze versteckt, aber es finden sich mindestens 4 Sorten größerer Säugetiere.





Im Camp in Mashatu angekommen wurden wir erst Mal herzlich begrüßt und durfte in unsere Zelte einziehen. Genau wie auch in Selati ist die Ausstattung auf das mindeste beschränkt, aber mehr als ausreichend. Wunderbar ist unsere "Dining Area" unter dem Mashatu Baum. Diese Baumart ist auch Namensgeber dieses Reservats und der Name bedeutet auf der Sprache der Einheimischen so viel wie "Hochzeitsbaum" weil unter den ausladenden Ästen gerne Trauungen abgehalten werden.






Es wird einem hier auch immer wieder bewusst, dass man sich in Afrika befindet und die Einstellung zum Thema "Instandhaltung" oder "Effizienz" kulturell bedingt stark von unserer Interpretation abweicht. Ein hervorragendes Beispiel ist der Generator, der täglich einige Stunden am Tag für zuverlässigen Strom abseits der Solaranlagen sorgt. Nachdem das Seil zum Anreißen des Aggregats gerissen ist sieht der Backup Plan so aus, dass ein Seil mit einem Knoten versehen um die Welle gewickelt wird und so der Generator gestartet wird. 





Es fällt vermutlich nicht schwer sich vorzustellen, dass dieser Prozess ein Recht fehleranfällig ist und die Österreicherin, die hier im Camp aushilft meinte, dass täglich so zwischen 20 - 90 Minuten für Kraftsport am Generator entfallen. Nachdem wir ein neues Seil auftreiben konnten, hatten wir das Ding unter Zuhilfenahme eines Leathermans dann in weniger Zeit repariert, als für einen einzigen durchschnittlichen Anreißvorgang benötigt wird.

Auch die Heißwassererzeugung hat einen Charm, der ein wenig an die Anfänge der Industrialisierung erinnert.





Das Holz für den Ofen und für das abendliche Lagerfeuer ist überwiegend vom Mopani-Baum (ihr erinnert euch vielleicht - der mit den schmackhaften Würmern) und von einer Härte wie ich sie aus Deutschland nicht kenne. Selbst abgehangenes Eichenholz wirkt dagegen wie mittelalter Camembert, sodass wir Holzhacken hier als Workout-Ersatz nutzen können. Und natürlich ist die Axt stumpf und der Säge fehlen Zähne.






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