Dienstag, 31. Mai 2022

Tiere im Camp - oder - Norbert und das Hippie-Reh

Eine der Besonderheiten der Camps in denen wir hier leben ist die Tatsache, dass sie nicht eingezäunt sind und deswegen alles was so durch den Busch kreucht, fleucht, schlängelt und hoppst auch ungehindert Teil unseres Alltags werden kann. Es ist also keineswegs so, dass wir die Tier- und Pflanzenwelt nur während unserer Ausfahrten bewundern können - häufig genug köttelt sie uns genau vor's Zelt.

Ich dachte mir ich stelle ein paar unserer Mitbewohner Mal vor, damit man so eine Idee bekommen kann, wer sich bei uns sonst noch so eingerichtet hat.


Nyalas 

Wer noch nie eins gesehen hat - wenn Antilopen Medizinmänner hätten, dann wären es die Nyalas. Die Männchen haben eindrucksvolle Hörner, ähnlich denen eines Kudus und lustige Streifen an der Seite, ganz unähnlich denen eines Zebras. Interessanterweise scheinen Nyalas allgemein kein wirkliches Problem mit Menschen zu haben und sowohl im Camp in Selati als ich hier in Karongwe lebt gleich ein ganzer Haufen davon. 

Auch wenn die gehörnten Kollegen hier auf den ersten Blick ganz friedliebend aussehen und eigentlich so den Charme eines Hippie-Rehs versprühen, sind sie alles andere als harmlos. 

Dieses Exemplar hier hatte sich für uns extra ein bisschen hübsch gemacht während er durchs Camp gestakst ist. Aber auch die nette Deko über den Hörnern kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die Dinger relativ spitz sind. Einer unserer Guides war weniger Wochen vor unserem Kursbeginn dabei, wie in einer Lodge ein Gast eines davon nach einer Meinungsverschiedenheit mit dem Träger im Oberschenkel stecken hatte. Er hat mehrfach sehr lebendig dargelegt, wie wenig zuträglich das dem Gesundheitszustand des Gastes war, der im folgenden 3 Liter Bluttransfusion bekommen hat und die Begegnung fast nicht überlebt hätte. Fortan haben wir diese Tiere mit äußerstem Respekt behandelt und immer grußzügig Abstand gehalten. Das Camp verwandelte sich hin und wieder auch in einem Nyala Fightclub und die Bullen tragen hier ihre Rangkämpfe aus, was zwar spannend zu beobachten ist, aber meistens mindestens einen schlecht gelaunten Verlierer hinterlässt.



Die Nyala Damen sind auch gerne Mal zu Besuch und haben dann aber anderen Unsinn im Kopf. Dieses Exemplar hier scheint ein wenig eigentümliches Konzept von Nachbarschaftshilfe zu haben und leiht sich Grade das Geschirrhandtuch aus. Zur Entschädigung bringen sie aber auch immer wieder ihre Kleinen mit, die wirklich süß anzusehen sind.


Elefanten
Schon bei unserem allerersten Briefing am ersten Tag im Busch wurden wir gewarnt, dass immer wieder auch Mal Elefanten durchs Camp schleichen. Damals hielt ich die Aussage, wir sollten uns nachts nicht von einem Rüsseltier zerquetschen lassen für eine Warnung, die ein wenig in die Kategorie fällt wie "wenn du deinen Teller nicht aufisst regnet es morgen". In der Tat sollten wir spätestens in Mashatu fast täglich ein paar Dickhäuter zu Besuch im Camp haben.


Das Bild hier ist unmittelbar vor meinem Zelt entstanden und man kann darauf hervorragend die Fußabdrücke eines Elefanten erkennen, der Nachts direkt neben dem Zelt entlang gelaufen ist. Ich vermisse es hier mittlerweile richtig, im Bett zu liegen und das tiefe Brummen zu hören, das die Dickhäuter absondern. Es hatte immer ein bisschen was  Walgesängen, wenn man die zum einschlafen draußen vor sich hin brummeln hört. 
Der Nachteil ist allerdings, dass eine akkurate Tagesplanung furchtbar unter einem Elefantenhintern an der falschen Stelle leiden kann. Und mehr als einmal konnte ich entweder gar nicht da hin, wo ich hin wollte oder musste einen riesen Umweg nehmen.
Aber so nah dran zu sein, wenn die grauen Riesen durchs Camp stapfen ist trotzdem jedes Mal beeindruckend.

Paviane
Wenn Elefanten im Camp schon manchmal dafür sorgen, dass die Wasserversorgung ausfällt oder der Strom lahm gelegt wird, dann sind Paviane meistens die Ursache wenn sich ein oder mehrere Zelte von einem 3D- in ein 2D-Objekt verwandeln.
Hier wird gerade eines Zelte wieder aufgebaut, das von einer Horde Paviane zu einem Spielplatz umfunktioniert wurde. Es ist mir auch mehrfach passiert, dass ich nichts ahnend in einer Hängematte lag und um mich herum das wilde Affentheater ausgebrochen ist und sich eine Schar durch unser Camp gejagt hat. Besonders wenn jemand sich einem Mitternachtssnack mit ins Zelt genommen hat wurde aus dem Räuber und Gendarme Spiel der Paviane dann schlagartig eher eine Schnitzeljagd. 

Creepy Crawlies
Wie ich mittlerweile gelernt habe, ist eine Vielfalt an 6- bis 10-beinigen Krabbeltieren ein Zeichen für ein intaktes Ökosystem. Dem zufolge kann auch dke Präsenz meiner Schmutzwäsche das ökologische Gleichgewicht in meinem Zelt nicht so nachhaltig gestört haben, dass die sich da nicht mehr wohl fühlen würden. Auch in unseren Schlafgemächern hatten wir regelmäßig ein paar Besucher, auf die wir gut auch verzichten könnten.


Einerseits haben sich ab und zu Mal Schlangen ins Innere verirrt. Auch wenn das Exemplar oben eher harmlos ist, so ist in Karongwe auch eine Mozambikanische Speicobra im Camp heimisch und sucht insbesondere bei Regen gerne mal einen trockenen Unterschlupf. Unbehandelt kann der Biss tödlich sein und eine Portion Schlangenspucke in den Augen kann einem nachhaltige Probleme einhandeln, sodass man auch im Zelt immer Mal wieder schauen sollte, ob es unterm Bett irgendwo zungelt. Auch Skorpione oder größere Spinnen schauen gerne Mal vorbei.

Der Kollege hier hatte es sich unter meiner Matratze gemütlich gemacht, ist aber noch eines der kleineren Exemplare. Besonders unfair fand ich einen der Achtbeiner der sich unter der Klobrille versteckt hatte und so eine halbe Handfläche gemessen hat. Da habe ich mich nicht nur in meiner Privatsphäre verletzt gefühlt sondern einem ordentlichen Schreck bekommen. Mit Spinnen jeglicher Farbe, Größe und Geschmacksrichtung muss hier aber sowieso immer gerechnet werden. Mehr als einmal ist zum Beispiel vom Essen eine Baboonspider, die einer Tarantel erschreckend ähnlich sieht, mehr oder weniger kontrolliert vom Baum auf einen ahnungslosen Wirt grplumpst und hat für Aufregung gesorgt. 


Zum Abschluss noch das vorher-nachher-Bild von Norbert, unserem Zeltgecko. Eigentlich hatte er es sich außerhalb unseres Zeltes gemütlich gemacht aber eines Tages lag ein toter und etwas deformierter Reptilienleichnam neben meinen Schuh im Zelt. Ich bin noch sicher ob ich wissen möchte wer für dieses Gewaltverbrechen verantwortlich ist und ob es sich weiterhin in meinen Zelt befindet aber zumindest hatte sind eine Horde Ameisen bereits der Aufgabe angenommen, Norbert dann wieder aus unserm Zelt zu entfernen.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen