Samstag, 27. Juni 2015

Der VOLKSgipfel - oder - Ich glaub' mein Schwein grunzt

Ein vermeintlich weiser Mann soll Bezug nehmend auf die längerfristige Fortbewegung zu Fuß mal verlauten lassen haben: Double the calories, double the fun. Ich konnte diese Gesetzmäßigkeit jetzt in sofern erweitern als das ein proportionaler Zusammenhang ausgeschlossen ist. Andererseits hätte ich bei meiner Reise aufs Eggishorn wohl eine tödliche Endorphin-Vergiftung erlitten. Es sollte sich nämlich herausstellen, dass es etwas übervorsichtig war, ein Kilo Reis, ein halbes Kilo Haferflocken, 200g Nüsse, 300g Rosinen, 200g Cranberries, 400g Thunfisch, 400g Mais, 400g Bohnen, ein Liter Milch, 700g Salami und 6l Wasser auf fast 3000m zu schleppen. Das wären andererseits 11,1 Kilo purer Spaß... Die Praxis beweist aber das Gegenteil, was auf einen komplexeren Zusammenhang zwischen Kalorien und Spaß hindeutet.
Nichtsdestotrotz war der UNESCO Höhenweg vom Bettmerhorn zum Eggishorn eine wirklich feine Sache. Die folgenden Impressionen machen vielleicht deutlich, dass das kein Weg ist den man mit Sandalen und Tennissocken gehen sollte. Andererseits würde ich jeden Weg bei dem Beobachter nicht vollkommen ausgeschlossen sind in diesem Kategorie fallen lassen.


Unterwegs gab's noch den Grossen Aletschgletscher zu sehen,  der wohl angeblich einer der Größeren in Europa ist. Ich hatte gerade keinen Vergleichsgletscher dabei, daher musste ich diese Aussage ungeprüft hinnehmen.

Als es dann in Richtung Eggishorn wurde sehr deutlich, dass fast bis zum Gipfel ein Gondellift fährt. Neben dem Müll und leeren Bierflaschen nahm auch der Anteil der BILDleser (oder dessen Schweizer Equivalent),  Sandalenträgern und Föhnfrisuren exponentiell zu. Aber so gab es wenigstens Aprikosenkuchen oben, wenn auch zu dem Preis,  den man in Deutschland für den ganzen Berg gezahlt hätte.
Nachdem ich wieder im Tal war ging es den restlichen Tag bei 32 Grad im Schatten Richtung Frankreich. Die Sonnenbrille ist da ein echter Matchwinner, denn dadurch lässt sich auch mit offenem Visier fahren ohne dass die Augen dem Fahrtwind zum Opfer fallen. Mit geschlossenem Visier entwickelt sich ein derartiger Treibhaus Effekt in dem Helm, dass ich in meinen Augenbrauen problemlos Tomatenstauden hätte züchten können.
Zum schlafen hatte ich mir ein Waldstück auf ca. 1400m mit erträglichem Panorama gesucht.
 Grade allerdings als ich mich in meinem Schlafsack einrollen wollte kamen aus dem Wald Grunz-Geräusche, die wenig Zweifel an ihrem Verursacher ließen. Da ich mir im Armdrücken mit einem Wildschwein -  oder wie auch immer die ihre Konflikte lösen - keine besonders guten Chancen ausrechnete und es schon zu dunkel war, um sich einen neuen Rastplatz zu suchen, musste ich wohl oder übel nochmal aufstehen. In der Hoffnung dass ich es hier nicht mit einem mir persönlich übel gesinnten Exemplar sondern schlimmstenfalls mit einem Hungrigen zu tun zu haben habe ich alles was potentielles Futter für so ein Tier genommen,  in Tüten verpackt und mal in 50m Sicherheitsabstand von mir deponiert. Und tatsächlich hat sich in der Nacht kein Schwein mehr für mich interessiert. Ein Wanderer mit dem ich am nächsten Tag vor der Weiterreise einen Plausch hielt bestätigte dann auch,  dass da wohl ziemlich viele Wildschweine rum laufen. Der beste Teil dieser Konversation war für ihn wahrscheinlich meine pantominische Darstellung eines Wildschweines, da mir ausgerechnet DAS französische Wort nicht einfallen wollte.
Ansonsten gibt es das hier heute abend zu essen. Was meint ihr, hat das funktioniert? :D

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