Montag, 29. Juni 2015

Mückageddon - oder - Leben wie ein Motorradfahrer in Frankreich

Je länger ich durch Frankreich fahre, desto mehr erstaunt es mich, dass französische Autos ganz überwiegend in Form von kleinwüchsigen Schnabeltieren bekannt geworden sind. Dabei gibt es hier unendlich viele geteerte und gebogene Gründe, mal ein gutes Auto zu bauen. Nirgendwo habe ich bisher so viele traumhafte Strecken am Stück erlebt wie im Südosten Frankreichs. Sind auf einem Strassenschild die Wörter "Col de..." auftauchen, kann man sicher sein, dass jetzt wieder ein Stück Motoradfahrer-Paradies darauf wartet, mit dem Hinterreifen gestreichelt zu werden. Es reiht sich echt eine Kurve an die andere und man fühlt sich wir der stadtbekannte Schluckspecht auf dem Heimweg von der Eckkneipe, der auch keine Ahnung hat wo die ganzen Biegungen auf deinem Weg her kommen.
Ziemlich viele bemitleidenswerte Radfahrer tuen sich die gleichen Strecken an, haben aber einen deutlich höheren Verbrauch auf 100km bei wesentlich geringerer Geschwindigkeit,  was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass das Motorrad das überlegene Fortbewegungsmittel ist. Auch sie Tour de France war scheinbar wenige Tage vor oder nach mir in einigen der Städte, verlauteten zumindest ein paar Plakate vor Ort. Das einzige was außerdem noch zu sehen war, war der Schriftzug "Allez, Freddy!" auf einigen Straßen. Wer auch immer dieser Freddy ist, er scheint mit Fahrradfahren relativ ausgelastet gewesen zu sein, wenn sogar solch eine einfache Anweisung dermasen häufig wiederholt werden muss.
Abends hatte ich dann das Glück direkt an einem Fluss schlafen zu können. Der Platz war ab sich schon episch, aber der Zugang zu unbegrenztem frischen Wasser hat ihn Valhalla-episch werden lassen. Da kann man dann ruhig auch mal einen Waschtag einlegen und mit dessen Erzeugnissen das provisorische Heim dekorieren.

Der nächste Tag führte dann durch die Provence zum Mittelmeer. Die Landschaft und vor allem die winzigen, verschlafenen Dörfer haben mich echt fasziniert. Allerdings frage ich mich, wie die Leute da leben. Einmal habe ich über 4h niemanden auf der Straße getroffen außer zwei Radfahrern und wenn da mal jemand sagt "ich bin kurz Zigaretten holen"  und nach 5 Jahren nicht wieder auftaucht, würde Ich nicht mal Böswilligkeit unterstellen. Aber die Häuser aus den groben Naturstein mit den bunten Fensterläden haben schon echt was.

Später kam dann das Meer in Sicht und ich wurde mir mal wieder schlagartig der Unzulänglichkeit meiner Biologie Kenntnisse bewusst. In den großen Seen vor dem Meer standen nämlich haufenweise rosa, langbeinige Vögel,  offensichtlich zum gemeinschaftlichen Yoga bei Gleichgewichtsübungen. Flamingos kennt man wohl aus dem Zoo, aber ich hätte sie niemals nach Europa einsortiert, sodass ihr Erscheinen da für mich eine echte Überraschung war.

Ein weiteres animalisches Highlight wurde mir durch eine Gruppe offensichtlicher Amerikaner gesponsert. Abgesehen davon, dass sie gekleidet waren, als wollten sie im tiefsten Urwald tagelang auf der Pirsch liegen um mit bloßen Händen Königstieger zu jagen, hatten sie scheinbar eine Menge Geld dafür bezahlt, dass jemand für sie eine Horde Pferde durchs Wasser treibt. Das ganze sollte dann wohl als Fotomotiv dienen, fand bei den Pferden selbst aber wenig Anklang, was durch lautstarke Antreiber kompensiert werden musste. Daher auch ganz offensichtlich ein Fotomotiv, da als Video-Motiv sicher akustisch zu viele Parallelen mit Gefängnis Aufständen.

Die Idee dann auch am Meer zu schlafen erschien zuerst sehr clever, sollte sicher aber als eine der schlechtesten meines Lebens außerhalb von 4 Wänden herausstellen. In den zahlreichen stehenden Gewässern rund um den Strand hatte sich nämlich eine Mücken Armee auf die lauer gelegt, die mit Sonnenuntergang wirklich apokalyptische Zustände herauf beschwor. Das hat mich auf jeden Fall gelehrt, die nächsten Male doppelt nach Blutsaugern zu schauen bevor der Schlafplatz festgelegt wird.

1 Kommentar:

  1. Hi Nils, danke für das Teilen deiner Erlebnisse. Freue mich schon auf noch mehr Interessantes aus Flora und Fauna von deiner Reise. Weiterhin gute Erlebnisse wünsche ich Dir. Viele Grüsse, Martin

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