Samstag, 18. Juli 2015

Das Land der Alphörner und Tankstellentrinker - oder - mit 80 besteigt man keine Berge mehr

Die Rückreise von Kroatien nach Deutschland habe ich dann bewusst etwas weniger ereignisreich gestaltet, in der Hoffnung, dadurchSchäden an Menschen und Ausrüstung minimieren zu können. Tatsächlich haben sich die Verluste nach dieser Entscheidung dann auch in Grenzen gehalten. Was ebenfalls an der Grenze gehalten hat, war mein mittlerweile quasi nur noch aus Panzerband bestehendes Motorrad -  und zwar an der Slowenisch-Kroatischen Grenze. Ich muss zugeben, dass ich kein wirklich gutes Gefühl hatte, als ich mich dem Grenzposten genähert habe. Zwar war mein fahrbarer Untersatz ganz offensichtlich kein Fahrzeug, das man freiwillig stehlen würde, aber irgendwie sind die Grenzbeamten ja auch Beamten und könnten sich daher zumindest potenziell daran stören, dass Klebeband die strukturelle Integrität eines Verkehrsteilnehmers sicherstellt. Dem war dann im Endeffekt aber nicht so und auch wenn ich diesmal nicht in glänzedem Hochdeutsch verabschiedet wurde, so war ich doch froh, mich wieder im Schengen-Raum ohne weitere Kontrollen zu bewegen.
Nachdem Slowenien recht schnell überwunden war, hatte ich das Vergnügen, den Großteil meiner Reise in Österreich zu verbrigen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich sehr interessante Einblicke und Milieustudien der österreichischen Unterschicht führen.
Beispielsweise, als ich mir bei der Hitze ein Eis gönnte bei einer bekannten Restaurant Kette, deren Produkte sämtliche so kligen wie die Namen übergewichtiger, schottischer Clanchefs. Scheinbar haben diese Lokalitäten neben der Nahrungsaufnahme auch eine Funktion als soziales Auffangbecken dort. Ich konnte ingsgesamt drei Teenager Gruppen beobachten, die insgesamt mannstark genug gewesen wären, um 4 durchschnittliche Marillen-Felder in Minuten abzuernten, stattdessen aber drei Viertel des Lokals blockierten und österreichischen Hip-Hop aus ihren Handys hörten. All diejenigen, die noch nie in den Genuss österreichischen Hip-Hops gekommen sind, können sich alternativ einen halskranken Streicheltier-Zoo, der durch den Maultrommelkurs der Grazer Volkshochschule getrieben wird vorstellen - schauerlich anzuhören.
Ein ähnliches Phänomen traf ich an insgesamt 3 Tankstellen an. Die scheinen in Österreich häufiger eine angeschlossene Kneipe zu haben, wobei mir nicht schlüssig ist, wie viel Benzin man geschnüffelt haben muss, bis die Kombination Alkohol-Auto Sinn macht. Am Montag war es ganz besonders extrem, als eine Gruppe Männer, die offensichtlich im arbeitsfähigen Alter war scheinbar beschlossen hatte, dass das Wochenende doch reichlich kurz gewesen ist. Dem haben sie auch aktiv entgegen gewirkt und sich mittags um zwölf dann mit Weizenbier in eine wochenendtauglichere Stimmung versetzt.
Aber auch Österreich war irgendwann vorbei und so langsam musste ich mich auf in Richtung Heimat machen, um Teil 2 des Projekts Planlos durch Eurpoa vorzubereiten. Passend zu den vorherigen Tagen, dachte ich mir, dass es doch ganz Sinnbildlich sei, das erste Mal wieder deutschen Boden über die Zugspitze zu betreten. Schließlich geht es von da dann nur noch abwärts.
Gesagt, getan, Donnerstag morgen stand ich in Ehrwald, Österreich am Pfad hoch auf die Zugspitze. Insgesamt waren 1750 Höhenmeter bei der Route über den sogenannten Stopselzieher zu überwinden.

Was sich anhört wie ein die Berufsbezeichnung für einen unterbezahlten Poolboy ist in Wahrheit der Name für die Naturstollen, durch die im Zuge der Route geklettert wird.

 Im Internet wurde die Tour häufig als schwierig und herausfordernd dargestellt, entpuppte sich dann aber als recht gut machbar. Mein Highlight war nicht der Gipfel, sondern ein 79-jähriger Wanderer, den ich ca. 200m vor der Spitze getroffen habe. Er meinte, er wollte schon immer mal auf die Zugspitze und müsse das jetzt endlich mal in Angriff nehmen. Nächste Woche werde er 80 Jahre alt und in dem Alter würde man so ein Quatsch dann nicht mehr machen.
Oben auf dem Gipfel dann das zu erwartende Gedränge, wobei ich nicht erwartet hätte, dass SO VIELE Leute fast 40€ für die Seilbahn rauf und runter bezahlen. Das dann nur um oben festzustellen, dass die Berge auf Deutscher Seite doch alle niedriger sind und auf der anderen Seite noch Österreich kommt...so viel Vertrauen hätte ich zu den Kartographen grade noch gehabt.
Jetzt bin über Stuttgart mal wieder auf dem Heimweg, um einen Zwischenstop zuhause zu machen. Es gilt neues Equipment für eine anstehende Dolomiten Tour zu besorgen und außerdem ein weiteres Projekt zu organisieren: meinen Sportküstenschifferschein - also eine Bootsschein für Segelyachten.

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