Freitag, 10. Juli 2015

Das Unwetter der Finsternis - oder - Regenwurm-Jagd in Ljubljana

Mit einem munter knatternden Moped ging es am nächsten Tag Richtung Nordosten. Unter anderem liegt da auch die Lagune, auf der Vorderseite der Venedig erbaut wurde. Aber da ich da schon mal war und die Horden der Touristen, die da die Kanäle verstopfen bestimmt anstrengend geworden wären, habe ich mir mal die andere Seite der Lagune angeschaut. Mithilfe von Google Maps habe ich einfach mal eine Straße gesucht, die so weit wie möglich herein reicht und bin mal drauf los gefahren. Die Straße die ich dann gefunden habe, verdiente den Namen allerdings nicht und könnte als Inspiration für das Lied Highway to Hell gedient haben. Am Ende allerdings hatte irgendein netter Mensch, der scheinbar seiner Holzvorräte überdrüssig war eine Art Hochsitz gebaut vom dem man aus über die Lagune schauen konnte.
Leider hat er bei seinen Planungen nicht berücksichtigt, dass ca. Die Hälfte des Rundumblickes mit Bäumen versehen war, die höher waren als das Holz Konstrukt, dieses also mehr oder weniger überflüssig gemacht haben. Aber er hat es wenigstens
versucht.
 Am Abend dann Nachtquartier kurz vor der Slowenischen Grenze. Der Himmel sah gar nicht gut aus und ein Blick in den Wetterbericht bestätigte, dass Unwetter anstand. Hatte ich mich die bisherige Reise stets über meine Weisheit freuen, können das platzfressende Zelt zuhause gelassen zu haben, so war dieser Freude nun ein jähes Ende gesetzt. Aber nachdem ich bereits so erfolgreich mein Motorrad mit Panzerband zusammengewurstet hatte, war ich gleichzeitig dankbar über die Gelegenheit, meine Ingenieursfähigkeiten weiter auszubauen. Und tatsächlich hatte das ganze was von Kissenburgen bauen, das als 5 jähriger groß in Mode war, diesmal jedoch dem Anspruch genügen musste tatsächlich mehr als nur ungeliebte Gäste fernzuhalten und auch wasserdicht sein. Also eine Plane als Boden genommen und die andere auf der einen Seite mit den Gepäck Rollen beschwert und auf der anderen Seite am Motorrad angespannt. Schwupps, war die improvisierte Villa Pennerglück fertig.

Kaum hatte ich fertig gebastelt, kam es auch schon,  DAS Unwetter. Ich werde es fortan stets mit dem bestimmten Artikel versehen,  aus dem gleichen Grund, aus dem man ja auch nicht sagen würde "Es geht EIN Fürst der Finsternis in die Bar". Und es war wirklich heftig! Tosender Donner und Regen der auf die Planen prasselt wie  Fragen nach schlecht vorbereiteten Pressekonferenzen. Aber mein Bauwerk hat standgehalten darf ich nicht ohne stolz verlauten lassen und meine ganzen Klamotten waren am nächsten Tag noch so trocken wie die Deutsch-Stunden zu "Don Carlos". Nur die Planen mussten trocknen und dabei dann nicht wieder alles nass zu machen hat schon mal mehr als die angeblich nur 10 Prozent nutzbare Hirnkapazität in Anspruch genommen.
Nachdem dann alles trocken war, habe ich mich auf den Weg mach Slowenien gemacht, genauer gesagt dessen Hauptstadt Ljubljana. Was ich auch dem Weg dorthin vermutet hätte waren heruntergekommene Siedlungen und Städte mit Ostblock Charme. Aber nichts dergleichen war zu sehen. Die Straßen waren zwar in den entlegenen Gegenden durchaus dem Längengrad meines Aufenthaltsorts angepasst, aber die Städte sahen nicht viel anders aus als in Deutschland. Was mich vor allem überzeugt hat ist die Hauptstadt. Sollte ich einen Reiseführer für Eltern mit ADHS Kindern schreiben, stünde diese Stadt ganz oben auf der Liste. Sie verstrahlt eine extrem entspannte Atmosphäre, die Leute sind alle entspannt, es gibt viele Kaffees und Bars und ein Fluss in der Mitte lockert das ganze auf.
Vor allem ist das nicht wieder so eine Stadt wie mit der Kreativität eines Fliesenlegers geplant, in der es immer nur die gleichen H&M, Starbucks und McDonalds Läden gibt. Richtig witzig war auch, dass es mitten in der Stadt künstlichen Regen gab. Ob zur Abkühlung oder der Regenwurm-Jagd wurde nicht kommentiert, aber auf jeden Fall eine lustige Sache.
Alles in allem ist sie mir sehr angenehm in Erinnerung geblieben und dass der Sprit nur 1,30 € kostet, macht die Sache auch nicht schlechter dort.

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