Freitag, 24. Juli 2015

Nächster Halt: Die Dolomiten - oder - Gute Zeiten, Schlechte Zeiten

Nachdem ich jetzt ein paar Tage mal meine Reis-Thunfisch-Diät absetzen konnte und nachts das nächste Wildschwein stets mehrere hundert Rüssellängen entfernt war, geht es jetzt auf zur nächsten Etappe in die Dolomiten.
Davor ist noch Zeit für einen kleinen Rückblick mit den Dingen, die das nächste Mal wieder so passieren dürfen und jenen, die mich an meinem guten Karma zweifeln lassen.

Top:

ADAC
Wie ein Flutsch-Finger-Eis bei einer Hitzewelle oder das letzte unverhofft unter einem alten Salatblatt im Kühlschrank entdeckte Weizenbier: Wenn die Exkremente grade stark am Sublimieren sind, dann sind die Jungs vom ADAC wirklich Gold, Palladium und sämtliche andere Edelmetalle wert. Sei es mal eben die Bremszylinder festziehen oder eine neue Batterie besorgen, wenn man der Sorte Motorrädern reist, wie ich es zu tun pflege, kann es immer mal passieren, dass man mal auf Hilfe angewiesen ist. Und dann gibt es wenig Beruhigenderes als die mit Bauch und Werkzeugen gefüllten, kreischgelben Latzhosen der Pannenhelfer. Wirklich teuer ist die Sache im Jahr auch nicht, also kann ich nur jeden empfehlem,e ADACplus Mitgliedschaft zu beantragen.  Ernsthaft jetzt, jemand muss den Laden finanzieren. Ich bin wohl eher ein Verlustgeschäft.

Fähren
Wenn auf N24 wieder eine mit Animationen  aus den frühen 80er Jahren versehene und von einem gelangweilten Nerd moderierte Dokumentation über Zeitreisen läuft kann ich nur müde grinsen. Die Dinger gibt's schon längst und sie servieren sogar Kaffee!
Es gibt echt keine entspanntere Art zu reisen als auf einer Fähre. Es ist ein bisschen wie bei IKEA: man gibt sein lautes, nimmersattes Mitbringsel am Eingang ab (in diesem Fall das Motorrad).Und dann kann man eine Reise mit allen Annehmlichkeiten genießen, während man sich ganz unbemerkt seinem Zielort nähert. Die Dinger sind besser ausgestattet, als eine durchschnittliche Plattenbau-Siedlung und es gibt vom Restaurant bis zu Sauna und Kino alles. Sogar die Preise sind recht human, wenn man bedenkt, dass ich im Bauch der Fähre noch 200kg Altmetall deponiert habe.

Eine Welt voller Schlafplätze
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn der Reise etwas Sorgen hatte, ob das funktioniert, einen Monat lang abends einen Platz zu finden, an dem man sich selbst und ein Motorrad über Nacht so lagern kann, dass am nächsten Tag beides noch funktionstüchtig ist. Diese Sorge erwies sich aber als vollkommen unbegründet, denn tatsächlich findet man einfach überall ohne viel Stress Schlafplätze. Mit Google Maps lässt sich recht gut einschätzen ob ein Gebiet bewohnt ist und ob es sich bei einer Straße eher um eine Autobahn handelt oder Bauer Kalles Trampelpfad zum Kuhstall. Mit diesen Informationen kann man sich dann ein Plätzen aussuchen, dass vielversprechend aussieht und wenn man nicht grade auf Landmienen achten muss, dann findet sich immer irgendein Waldweg auf dem man sich und sein Motorrad über Nacht deponieren kann. Selten ist da genug Platz um ein Zelt aufzubauen, aber da ich auch keins dabei hatte, war das ja quasi nur bedarfsgerecht.
Auch hatte ich erwartet, dass die Begeisterung der Menschen sich im Rahmen hält, wenn sie da eine schratige Gestalt sehen, die nach einer Übernachtung ihre Sachen zusammen packt, Aber tatsächlich fanden die Meisten, mit denen ich gesprochen habe meine Art der Reise sehr unterhaltsam.

Flip-Flops:

Viecher
Ich bin mir sicher, Mücken erfüllen irgendeine wichtige Aufgabe in unserem Ökosystem und ihre vollkommene Ausrottung würde dazu führen, dass irgendwas Doofes passiert und  Pferde farbenblind werden oder Schafe Haarausfall kriegen oder so. Nichtsdestotrotz würde ich gerne jeder einzelnen Mücke auf diesem Planeten einen Knoten in ihren Saugrüssel machen. Ich weiß, dass man sich die Natur mit den Tieren darin teilen muss, aber so ein Angriff von Hunderten Mücken ist echt eine belastende Angelegenheit. Auch ansonsten finde ich Insekten irgendwie unsympathisch. Sei es die Ameisen-Kolonie, die ihren Betriebsausflug in mein (in einem Topf abgedeckt aufbewahrtes) Frühstück  organisiert oder die ganzen anderen Viecher, die mir durchs Essen oder den Schlafsack spazieren und auf meiner Sonnenbrille kleben.

Hitze
Die digitalen Thermometer in den französischen und italienischen Städten zeigten während der Tour meistens 39° an. Ich halte es dabei nicht für unwahrscheinlich, dass sie einfach keine höheren Zahlen darstellen konnten. Das hieß für mich mit Lederklamotten und auf einem Fahrzeug mit VERBRENNUNGSmotor, dass ich unter meinen Armen wahrscheinlich hätte Brot backen können. Außerorts war es nicht ganz so schlimm, weil der Fahrtwind gekühlt hat. Aber wehe, man hängt in einer italienischen Stadt. Wer noch diese Schiebepuzzle aus einer Kindheit kennt, kann sich in etwa vorstellen, wie der Verkehrsfluss da aussieht. Um in der Analogie zu bleiben wird das Puzzle in Italien von einem 2-jährigen, tendenziell unterentwickelten Kind bedient und es fährt immer genau das Auto in die Lücke, das hinterher die größte Verstopfung anrichtet. Da kann Motorradfahren dann wirklich den Saunagang ersetzen, ohne allerdings den entspannenden Effekt zu erzielen.
Auch das Handy hat unter den Temperaturen echt gelitten. Die Sonneneinstrahlung plus die Hitze durchs arbeiten hat häufig dazu geführt, dass die Kiste einfach mal Siesta gemacht hat. Und natürlich immer in der tiefsten Großstadt wo mir das Navi grade die nächsten 12 Abbiege-Manöver in 3 Minuten ansagen wollte.


Als nächster Programmpunkt steht jetzt der Dolomiten Höhenweg 10 an - ein Fernwanderweg von Bozen zum Gardasee. Über 200 km und 3 Klettersteige versprach man uns ein ganz passables Panorama unterwegs. Diesmal bin ich auch nicht alleine unterwegs, sondern schnappe mir einen Kumpel für dieses Unterfangen. Hoffentlich gibt es hier dann also zeitnah mal ein paar Bilder aus Südtirol.

1 Kommentar:

  1. Sehr unterhaltsam, Nils! Lange nichts geschrieben, ich hoffe es ist alles OK? Freu mich auf deinen Dolomiti-Trek-Bericht!
    Alles Gute weiterhin!
    Udo.

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