Sonntag, 12. Juli 2015

Rollsplit-Rodeo - oder - ICH BIN KEINE BLUME!

Eigentlich fing alles ja ganz gut an... Ein kleiner Ausflug nach Ungarn sollte meine Osteuropa-Stempelkarte komplettieren, genauer gesagt nach Szombathely. In Ungarn herrschte dann auch schon etwas mehr das Bild vor, das ich vom Osten erwartet hätte. Scheinbar alles so in den Sechzigern erbaut und ein bisschen heruntergekommenen. Interessant war die starke Polizei Präsenz in Grenzenähe -  5 Streifenwagen innerhalb von 5 Minuten mimten da den langen Arm des Gesetzes. Außerdem auffällig, dass es in den kleineren Städten überhaupt keine Reihenhäuser gibt. Vielleicht ist der Ungar ja mit dem Schwaben verwandt und sieht nicht ein,  für seinen Nachbarn mitzuheizen. Tricky sind die Bahnübergänge, von denen es ewig viele gibt. Die Blinken nämlich die ganze Zeit in gelb und erst wenn ein Zug kommt in Rot. Als Neuling habe ich dann vorsichtshalber am ersten, blinkenden Bahnübergang gewartet in der Befürchtung das Blinken könnte einen Zug ankündigen. Die Einwohner müssen mich daraufhin dann für einen Trainspotter oder mein Motorrad für stark magnetisch gehalten haben, jedenfalls habe ich eine nicht unwesentliche Zeit vor diesen Schienen verbracht.
In den größeren Städten auch in Ungarn geht es echt westlich zu. Die gleichen Läden Ketten und ein ähnliches Stadtbild.
Nächste Station sollte Kroatien sein. Auf dem Weg dahin wollte ich grade an einer Schräge auf dem Motorrad sitzend einen eindrucksvollen Holz-Windflügel fotografieren, da springt mir der erste Gang raus und die Kiste fängt zu rollen. Glücklicherweise konnte eine beherzter Griff in die Bremse diesem Treiben ein jähes Ende setzen. Unglücklicherweise setzte das auch dem Fotografiervorgang ein jähes Ende. Die Kamera hat dann um nicht der Langweile zu verfallen eine neue Beschäftigung aufgenommen, in diesem Fall Beschleunigung mit 9,81 m/s^2. Da diese Ersatzbeschäftigung im Gegensatz zu Bomben oder Turmspringern nicht wirklich ihre Kernkompetenz ist, war das dann auch ihr Aus. Sehr ärgerlich und die Bilder sind damit auch erst mal nicht zugänglich.
Wenn man sich die Seite des auswärtigen Amts über Kroatien durch liest, dann steht dort sehr deutlich, dass scheinbar noch einiges an Mienen neben Straßen herumliegt. Gut,  dass ich mal geschaut hab. Da ich meine beiden hervorragend arbeitenden Beine auch in Zukunft noch an meinem Körper willkommen heißen können wollte musste ich mir also einen Schlafplatz suchen, der optimalerweise nicht vermient ist. Ich habe dann nach dicken Trecker Spuren an Waldeingängen gesucht, sodass ich sicher sein konnte dass wenn so ein Trecker die Miene nicht ausgelöst hat, da dann wohl auch keine sind. Außerdem galt es natürlich die Gebiete zu meiden in denen überhaupt mit deren Vorkommen zu rechnen ist -  aber das versteht sich wohl von selbst.
Am Grenzübergang würde ich von einem Beamten in so perfekten deutsch angesprochen, dass ich mir zuerst sicher war ich hätte mich in der Grenze geirrt. Dabei teilt sich Kroatien ja nicht mal eine Grenze mit einem deutschsprachigen Land.
Ich hatte dann auch schon bald einen schönen Schlafplatz gefunden. Was mir nicht bewusst war, war dass ich damit automatisch den Weck-Service gebucht hatte. Morgens um acht Uhr stand ein leicht aufgebrachter Mann in Warnweste neben meinem Bett und hat mir mit deutlichen Handzeichen vermittelt, dass ich jetzt lang genug geschlafen habe und es Zeit sei, mich meinem Tagewerk zu widmen. Etwas schlaftrunken habe ich dann auch möglichst schnell mein Zeug gepackt und mich auf gemacht. Nach ungefähr 7km wusste ich dann auch warum die ganze Aufregung: scheinbar sollte ein Radrennen auf der Straße stattfinden neben der ich geschlafen hatte. Und über Nacht haben sie die dann wohl abgesperrt, ohne auf etwaige Bewohner Rücksicht zu nehmen. Ich bin dann bei meiner Fahrt an einem Wasserstand und dem Zieleinlauf samt Siegerpodest vorbei gekommen. Die Streckenposten haben jeweils sehr verwirrt geschaut, vielleicht meine Motorisierung neidend.
Weitere ca. 10km später in einer Kurve hat es mir dann mit einer Plötzlichkeit das Moped weg gehauen, die ich noch nicht erlebt habe. Das ein oder andere mal habe ich ja schon Fall-Training mit Motorrädern hinter mir aber hier ging es auch für meine elfengleichen Reaktionen zu schnell. Das Ding kippt nach innen, ich kann mich noch mit dem Ellenbogen abfangen, aber das Beim klemmt unterm Moped. Außerdem war ich natürlich clever und hab vor der kroatischen Grenze nochmal voll getankt, sodass jetzt keine unwesentlichen Mengen Benzin aus dem Überlauf Richtung heiße Krümmer laufen. Zu allem Überfluss liege ich ja in der blöden Kurve und bin für nahenden Verkehr nicht unbedingt sichtbar. Ich war jetzt nicht über Gebühr gestresst , aber wenn mich in diesem Moment jemand gebeten hätte, ihm einen Hirntumor zu entfernen, hätte ich freundlich aber bestimmt ablehnen müssen.
Das Brazilian Jiu-jitsu Training hat sich an dieser Stelle auf jeden Fall massiv bezahlt gemacht,  um das Bein unter dem Moped wieder hervorzuzaubern. Mit ordentlich verbiegen (mich und das Moped) , schieben und drücken hatte ich das Ding dann irgendwann frei. Vom letzten Sturz hatte ich gelernt, dass man wenig Chancen hat, das Motorrad mit dem aufgeschnallten Gepäck aufzurichten, also das schnell ab und Moped wieder hin gestellt. Die anschließende Begutachtung der Unfallstelle offenbarte dann auch recht schnell die Ursache : größere Mengen bösartiger kroatischer Rollsplit lagen da auf der Straße. Man sieht sogar auf dem Bild bei genauerem Hinsehen die Spur meines Reifens durch den Split.
Vielleicht nochmal Winter und weil die Straße wenig befahren wurde noch immer da, das schätze ich zumindest. Aber wegen des sehr hellen Asphalts und der tief stehenden Sonne hat man keine Chancen, das während das Fahrens zu erkennen. Hier das ganze mal aus der Sicht wie ein Motorradfahrer es bei heranfahren sehen würde: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts

Ich hab bis auf ein paar Kratzer und blaue Flecken nichts abbekommen. Das Motorrad allerdings weist nun eine leichte Indiskrepanz zwischen Lenkerwinkel und Vorderradwinkel auf. Das ist nicht unbedingt vertrauenserweckend und vom daher wird aber jetzt im simulierten Simon Schwalbe Modus mit 60 durch die Landschaft gegurkt. Außerdem hat es erneut die bewährte Panzerband-Kur verschrieben bekommen.

Als wären eine kaputte Kamera, ein unsanftes Wecken und ein Mopedsturz nicht genug, musste Mutter Natur mich auch noch trietzen. Aufgrund der Hitze fahre ich meist mit halb offener Jacke. Auf dem Weg zurück aus Kroatien hatte eine Biene ihre Neugierde scheinbar nicht mehr im Griff und musste kurz checken ob auch in meiner Lederjacke kein Nektar zu holen ist. Vollkommen legitim, soll sie machen. Aber als das blöde Vieh nicht mehr raus gefunden hat, sticht sie mich! Das macht doch gar keinen Sinn, für die Biene bin ich doch ein Hindernis, in dem sie gefangen ist und kein Gegner, warum sollte sie da stechen? Wenn ich in einer Höhle verschüttet werde fange ich doch auch nicht an, in die Felswände zu beißen. Total kindisches Verhalten, aber passend zum restlichen Tag.

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